Hallo!
Da es schon wieder ein wenig langer her ist, hier eine kurze mitteilung und zusammenfassung der stand der dinge aus indien/darjeeling...
Das ist passiert...
Wie ich ja in der letzten rundmail schon angedeutet hatte war ich anfang des monats auf „arbeits-urlaub“ in sikkim. Es war sehr sehr schon und ich hatte eine tolle zeit. Sikkim, das hatte ich ja ebenfalls bereits erwahnt ist ein bundesstaat indiens der uber west bengalen bzw. darjeeling liegt, und bis 1975 war es auch noch ein autonomes und eigenstandiges land. Da drei lander an sikkim grenzen, musste ich mir fur die „einreise“ eine spezielle genehmigung besorgen und es war dann an der grenze auch so richtig mit ausweiskontrolle und registrieren. Dank der mitarbeiter von kripa hatte ich adressen und personen aus sikkim die sich die gesamte zeit uber um mich gekummert haben, wirklich sehr cool. Untergekommen bin ich daher auch privat und ich war jeden abend bei jemand anderes zum essen eingeladen...
Sikkim ist wunderschon und so ganz anders als „indien“. Die strassen sind sauber (kein mull weit und breit), es stinkt nicht an jeder hauserecke nach urin, aufs auf die strasse spucken (spit and litter – eigentlich uberall in indien zu beobachten) gibt es hohe geldstrafen, usw.. die natur ist atemberaubend und die menschen super freundlich. Der buddhismus ist dort noch allgegenwartiger als er hier in darjeeling schon ist, uberall gebetsfahnen und tempel und und und...
Anfang der woche in sikkim hatte ich komischerweise einige kreislaufprobleme und habe mich daher ganz auf die „drogenarbeit“ konzentriert. Sikkim ist besser und professioneller organisiert im bereich „drogen“ und es gibt neben einem rehazentrum (fur manner und frauen!!!) auch zwei niedrigschwellige, akzeptierend arbeitende anlaufzentren mit spritzentausch und harm reduction programmen in gangtok (hauptstadt sikkims). Beides habe ich mir angesehen und war wirklich uberrascht uber die gute arbeit die dort stattfindet und von „unserem“ europaischen konzepten gar nicht so weit entfernt ist. Die reha habe ich mehr oder weniger nur besichtigt (mit ubernachtung), in den „drop-in’s“ allerdings habe ich fur die mitarbeiter und klienten ein uberdosis-training veranstaltet, was auch ganz gut ankam. Und dann war ich noch auf einem meeting der aidssociety, wo der kommende funf jahreshaushalt der NGO gelder im bereich hiv/aids, sowie dessen verteilung festgelegt wurde. Eigentlich wollte ich ja nur still an der seite sitzen und zuhoren, aber naturlich musste ich als „auslander“ ganz viele hande schutteln und jede menge fragen zum thema aus europaischer sicht beantworten (was sagt man schon gross, auf englisch, wenn man selber so wenig ahnung hat...? zum gluck konnte ich mich gerade noch so vor dem podium herum drucken...).
Gegen mitte der woche ging es mir dann wieder besser und ich bin noch etwas rumgekommen. Unter anderem war ich zwei tage in rumtek, einer der bekanntsten buddhistischen „gompas“ der welt, wo ich nicht nur eine nacht gepennt habe, sondern auch die gesamte zeit uber von einem monch (ein verwandter eines bekannten eines freundes...) rumgefuhrt worden bin. Die zeit dort war super schon, tolle begenungen und gesprache und ganz ganz tiefe einblicke in den tibetischen buddhismus (gebete so richtig mit den traditionellen instrumenten), da ich durch den monch wirklich mehr sehen konnte und durfte als „normale“ touris... .
ausserdem war ich noch mit einem der leute die auf mich „aufgepasst“ haben mit dem motorrad in westsikkim (alte monastrys und heilige seen und super landschaft) und spater noch im osten auf knapp viertausend metern hohe an einem weiteren heiligen see. Etwas schade war, dass ich als auslander nicht noch hoher durfte um den ausblick uber osttibet zu geniessen (spionagegefahr – paranoide chinesen, in zeiten von satelieten vollig unverstandlich), aber es war auch so schon beiendruckend und verdammt hoch (hui dunne luft dort oben); und naturlich schon (fur diesen trip brauchte man urbigens eine weitere sondergenehmigung und die strasse fuhrte durch unzahlige armeecamps). Und naturlich bin ich in und um gangtok viel umher gekommen, sprich aussichtspunkte (den kanchenjunga mal von der ostseite...), kloster, tempel, etc....
Es war wirklich ein verdammt toller „ausflug“ mit ganz vielen unvergesslichen eindrucken, begegnungen und erinnerungen und das wetter war die ganze woche uber blauer himmel und sonne pur...
So schon die woche war, mindestens genauso schone war es auch wieder zuruck nach „hause“, nach darjeeling, zu kommen. Durch die woche in sikkim war habe ich fast den ganzen carneval in darjeeling verpasst, der nicht nur ein highlight des jahres darstellt, sondern auch sehr schon gewesen sein muss (nachstes jahr wird er wahrscheinlich sogar in die offizielle werbekampagne der indische regierung „incredible india“ aufgenommen, mit postern uber die ganze welt). Zwei tage konnte ich aber noch „dabei sein“ und es war schon toll... (allerings auch so scheiss voll wie ich darjeeling noch nicht erlebt habe).
Seit einer woche hat mich der „alltag“ wieder und ich habe letzte woche den ersten input im hiv/aidsprojekt gehalten, sowie einen richtig „lustigen“ ersthilfe-kurs in der reha gegeben. Das wetter ist momentan nicht schlecht (kein regen und ab und zu sonne), nicht gut (keine weite sicht und kalt). Mittlerweile habe ich fast taglich meinen kamin an, was naturlich nicht nur warm sondern auch wirklich gemuhtlich ist (mit tee und buch vorm kamin... super!).
Und fast hatte ich das beste noch vergessen... bevor ich nach sikkim bin habe ich es endlich zum tigerhill geschaftt (das wetter war drei wochenlang super, aber meine motivation um 3.30h aufzustehen eher gering). Sonnenaufgang uberm himalaya... mit mount everest und all den anderen (hochsten) bergen... etwas von dem ich definitiv noch sehr sehr lange schawrmen & traumen werde...
Das kommt noch...
Noch knapp eine woche im projekt, knapp zwei wochen in darjeeling, aber noch gut anderhalb monate in indien. Diese woche werde ich meine beiden letzten inputs (hiv-projekt und reha) halten (beides overdose- trainings) und dann einfach noch ein wenig die arbeit „geniessen“. Das ende des projektes heisst gleichzeitig auch das tina endlich hier eintreffen wird, worauf ich mich naturlich verdammt doll freue...
Ja, ja... wahrscheinlich werde ich mich noch einmal gegen ende der zeit in darjeeling melden und danach bin ich ja wieder auf reisen, sprich die rundmails werden wohl weniger werden... (puh ihr habts uberlebt!).
Von vielen von euch habe ich habe ich lange nichts mehr gehort (anna, lebste noch?, wie geht es meiner niederlanden fraktion?).
Im anhang wieder einmal ein paar fotos. Weil ich aus sikkim keine digifotos habe diesmal zum thema buddhismus...
Hoffe euch allen geht es ahnlich gut wie mir... gruss andre
Heute gibts mal ne kurzfassung meiner erlebnisse der letzten tage: Nach einer entspannten woche in kampala, wo wir die Riots ueberlebt haben und sich die Situation auch wieder beruehigt hat, sind wir heute morgen in Mwanza , in Tansania am Lake Vikoria (glaube zweit goesster der welt) angekommen und heute abend gehts auch schon in einer 3 taegigen zugfahrt weiter nach dar es salam an die Kueste um ein bischen am Strand zu relaxen und zu schnorcheln.
In Kampala hab ich zwei andere Glen Projekte besucht und wir haben Tagesausfluege in den Regenwald und in den Zoo (ja ich war in Afrika im Zoo, super Oder?) gemacht.
Kampala war cool, auch weil es bid jetzt einer der relaxesten und europaischsten Plaetze ist an dem ich war. Wie gesagt kein Problem ueberall, auch mitten in der Nacht rumzulaufen, Leute super freundlich usw.
Gestern sind wir dann dort abgehauen und haben die Nachtfaehre uebern See genommen. Das war echt cool, haben auf dem Deck gepennt und den fetten Sonnenaufgang gefeiert.
So jetzt wird sich auf den Trip vorbereitet, 3 Tage Zug fahren, schnell wie der ICE ist der aber nich…
So jetzt sagt bitte allen Deutschen sie sollen sich mal nicht so nen Wheinachtsstress machen, damit ich nicht die Kriese bekomme wenn ich nach Hause komme.
Bis denne dann, freu mich schon euch alle frueher oder spaeter wieder zu sehen und mal mit den richtigen Freunden, nicht die die man so auf der strasse trifft und die immer geld wollen, so ganz entspannt zu feiern und zu labern.
Bis denne
Peter
Einfach die Links auf dieser Seite verfolgen und rausfinden ob was fuer euch dabei ist!!!!
Wie ihr seht ein Haufen Spass, Erfahrungen, krasse Erlebnisse, Heimweh, Krankeiten und Party garantiert.
Peter
Der folgende Bericht beruht auf unseren Erfahrungen, Montag der 14.11. 2005 und soll nichts weiter als euch einen Eindruck, unserer Erlebnisse dieses heftigen Tages wieder spiegeln. Keine Angst wir haben uns weder in Lebensgefahr begeben, noch irgendwelche Verletzungen davon getragen und sind wohl auf. Da wir noch keinen Zugang zu fundierten Informationen über die Situation haben können wir nur unsere Eindrücke und Infos aus zweiter Hand wiederspiegeln. Allerdings zeigt dieser Tag wieder mal wie unvorhersehbar Afrika sein kann.
So also Peter und Andi sitzen im Matatu Richtung Kampala center, wie immer alles easy, d.h. normal Matatu bzw. Taxi stress und Afrika life. Bis zu dem Moment als das Matatu meinte bzw. der Fahrer ne Vollbremsung zu machen dann wieder los zu fahren dann doch lieber rückwärts oder doch lieber anhalten, Leute in Aufruhr, Schreien mit Taschentüchern vor dem Gesicht und rennend in unsere Richtung, unsere Sitznachbarn meinten auch gleich panisch dass Taxi zu verlassen und keiner wusste eigentlich was abgeht bis zu dem Moment als plötzlich ein Wasserwerfer in Aktion vor uns die Strasse kreuzt.
Alles klar irgendwas stimmt hier nicht $%&!
So das Matatu hat erstmal wie Amok mitten auf der Straße gewendet und ist wie bescheuert los geheizt. Andi erstmal gleich klar gestellt: „Conducter Masau“ (ich will hier aussteigen las mal anhalten), preis noch mal abgeklärt weil Ausnahmesituation kostet wohl auch Ausnahmepreis oder wie, ja nach 2 Minuten Diskussion, dann also wieder frei und auf eigenen Füßen Richtung Ort des Geschehens. Dort recht nah angekommen, erste Realisierung was geht, brennende, verwüstete Strassen. Immer mehr Menschen mit Tränen in den Augen, laufenden Nasen und Husten kommen uns entgegen. Ein wenig durcheinander und recht gut geflasht, stehen die beiden Mzungus also heulend am Straßenrand und kein Plan was hier überhaupt abgeht. Die Versuche handfeste Infos von Passanten über die Situation zu bekommen schlagen fehl. Wir dachten dass das vielleicht in Verbindung mit den Ausschreitungen der Studenten vom Freitag zuvor steht.
Plötzlich wieder Panik alles rennt, Peter auch nur Andi,.... was los jetzt???
Ah ja!“ Andi rennt dann auch, bis ihn Peter in einen offenen Hauseingang reinzerrt. Da kommt auch schon der Grund vorbei gefahren:
Police Pick up mit vielleicht 10 völlig ausgerüsteten Kollegen, bewaffnet mit Tränengaswerfern und MP s...... Schluck ......., Knall! Auf der andern Straßenseite explodiert eine Tränengaspatrone. Ein aufgebrachter Demonstrant versucht uns klar zu machen dass der Präsident verhaftet wurde und wir Kampala sofort verlassen sollen.(stellt sich später als unwahr raus) Daraufhin erstmal noch mal Schluck, und in Panik flüchten wir bei der zweiten kurz darauf folgenden Polizeiattacke in einen Handyladen und wie das Glück es so will, die nächste Patrone explodiert direkt vor dem Laden, also Taschentuch raus und in die letzte Ecke vom Laden und Schluck Schluck.
So der nette Ladenbesitzer teilt uns mit das wir doch schnellsten die Stadt verlassen sollten, da das wohl erst der Anfang ist, und nach einer etwas besseren Auskunft der netten Angestellten wussten wir, dass es ne politische Angelegenheit ist. Das heisst der kürzlich erst aus dem Exil zurück gekommene Oppositionsführer wurde gerade von der Regierung bei einer Kundgebung verhaftet und soll dem Gericht vorgeführt werden. Es wird ihm anscheinend vorgeworfen in Rebellenaktionen verwickelt zu sein, die Mehrheit der Bevölkerung ist allerdings der Meinung das Musveni (jetzige Präsident) schiss hat, die kommende Wahl (März 2006) verlieren zu können und so die Opposition auszuschalten.
Dementsprechend geht die Opposition (welche recht groß ist) auf die Strasse und lässt ihre Aggressionen recht unkontrolliert sausen. Das sieht im Ganzen so aus: Verwüstete Strasse, brennende Autos. Menschen in Aufruhr.
Als die Lage sich beruhigt hatte verliesen wir den Laden, genossen die frische Luft, husteten und schnieften ein wenig und entschieden Richtung Innenstadt zu gehen, weil wollten doch eigentlich nur ins Internet Cafe. Das gestaltete sich dann doch nicht ganz so einfach, da die erste Strasse, die zwei Mzungus (weise) bereits erneut zum heulen brachte. So wechselten wir zu ner Parallelstrasse welche allerdings durch Polizei gesperrt war und uns schließlich zu ner dritten Alternative zwang, die nächste Parallelstrasse.
Nach unzähligen Parallelstrassen und einem Umweg nun endlich Richtung Internetcafe, doch dann wieder Polizeieinsätze und nicht nur Tränengas, auch andere Schüsse, teile der Innenstadt liegen in Rauch. Später erfahren wir von einem Freund, das vermutlich sogar jemand erschossen wurde.
Insgesamt sieht die Lage also nicht gut aus und die Stadt auch nicht, morgen soll die Gerichtsverhandlung stattfinden.
Die sonst so lebreiche Stadt ist selbst am Abend wie Tod und ausgestorben.
Etwas skeptisch und unwissend was die nächsten Tage angeht sitzen wir nun zu Hause und schicken euch beste Grüße aus Uganda.
Andi und Peter
Kitale war mal wieder sehr entspannt, Fahrrad fahren, schöne Landschaft, überall Mais weit wie das Auge sehen kann und am wichtigsten natürlich unser spring projekt. Wir haben in vier Tagen Arbeit den Grundstein für eine geschützte Quelle gelegt, die ca. 50 Familien mit sauberem Trinkwasser versorgen wird. Die harte Arbeit des Zement mischens, dass hier natürlich ohne Maschiene funktioniert haben wir größtenteils übernommen, das Bauen des Wassertanks haben Männer der Community gemanaget. Isaac mein kenianischer Freund, dessen Project diese springs in Gegenden baut, wo es besonderst viele Probleme mit durch verschmutztes Trinkwasser bedingten Krankheiten gibt (z.B. Typhus), ist natürlich hellauf begeistert über die Unterstützung die ich für diese Handfeste Arbeit organisieren konnte.
Am zweiten spring haben wir dann nicht mehr geholfen, sondern es war die Aufgabe der Community selber die Arbeit, die von Isaac kontrolliert und angeleitet wird, zu organisieren. Aber auch diesen spring habe ich mir angeschaut und wir haben zusammen jeweils einen Baum am Ort des Geschehens gepflanzt um den Erfolg und die guten Nutzung in Zukunft zu gewährleisten... (Uff, endlich eine meiner Taten als echter Mann im Leben hinter mich gebracht)
Mit dieser Sache bin ich jetzt echt zufrieden, weil ich weiss, dass ich konkret helfen konnte und die Reaktionen der Menschen mir gezeigt haben, das es eine sinnvolle und lohnenswerte Sache ist. (von einer Frau wurden wir direkt zum lokalen Maisbier eingeladen, dass muss dann aber auch getrunken werden, da führt kein Weg dran vorbei...lustig!)
Nachdem die arbeit erledigt war, bin ich mit marianne und roman einem Schweizer Pärchen zum Mt. Elgon National Park gefahren. Wir hatten vor, den zweit höchsten Berg Kenias in 4 Tagen vom Gate aus zu besteigen, was aber nach der Auskunft des äußerst unfreundlichen und autoritären Pfortenarsch nicht möglich war. Also haben wir ne Nacht gezeltet und sind am nächsten Tag auf ne Wanderung zu den großen Höhlen, in denen uns hunderte Fledermäuse begrüßt haben und auf nen schönen Ausblick Felsen. Alles unter Begleitung von zwei bewaffneten Rangern, wegen den wilden tieren und Banditen von der ugandischen Seite. Der Regenwald war echt cool, Affen, bunte Vögel und natürlich abgefahrene Schmetterlinge. Am Abend haben wir dann nen Officer mit höherem rang gefunden, der hatte sogar Sternchen auf seiner Schulter und der hat uns direkt freundlich seine Hilfe angeboten und uns versprochen für uns nen trip zum gipfel zu organisieren. Am nächsten Tag sind wir dann mit 8 bewaffneten Rangern die strasse bis zum Ende hoch gefahren. Erst regenwald, dann Bambuswald, dann steine und später moorland mit komischen Weltraum bäumen. Dann ab auf den Gipfel. Das war mal echt anstrengend, Kopfweh inklusive. Aber die Landschaft, die Ausblicke, die frische Luft macht das dann wieder wett. Und dann den Gipfel immer im Visier, eine mächtiger Felsen, der aus dem nichts auftaucht, man kommt immer näher, das letzt Stück ist schon fast wie richtig klettern. Dann der Kick, ich bin oben, 4132m hoch, Adrenalien pur, ein Blick, einfach Wahnsinn, da lohnen sich die Blasen an den Füssen und man kann echt allles vergessen, was da unten so für ne Scheiße passiert. Hunger, dreckiges Trinkwasser, Aids und all die anderen Krankheiten, hier gibt’s das einfach nicht, ein Platz des Friedens, eine halbe Stunde Freiheit ...
Ja das war ein cooler Trip und jetzt bin ich schon wieder wo ganz anders, nämlich in Kampala, der Hauptstadt von Uganda, beim Andi. Ein Kumpel von Glen, von dem ich auch Berichte auf meinem Webblog habe.
Die Fahrt hier hin war spannend, Uganda ist grüner als grün, ein Polizist hat mich gefragt ob ich ihn zum Abendessen einladen will und er hat uns erst nach dem fast schon obligatorischen Spendengeld weiterfahren lassen. Ich hab meinen ersten KulturSchock erlebt, als ich mit Andi zu ner privat Party von reichen Ugandanian? gegangen bin. Voll europäisch mit Buffet und solchen Späßen, ich dachte das gibt’s nur auf der Deutschen Botschaft, aber die Unterschiede zwischen arm und reich sind hier einfach zu krass. Sowieso kommt mir Kampala auch anders vor als Nairobi, irgendwie europäischer und besoffen zu zweit mit nem Mopedtaxi mitten in der Nacht heim fahren, hätte ich mir in Nairobi beim besten willen nicht vorstellen können, aber so ne art von spass zu haben ist sehr wichtig, sonst wird man ja mit der Zeit bescheuert.
Ich bin also froh dass ich hier bin und meine ganze Freiwillige Arbeit beendet habe. Keine Projekte mehr, keine Proposals, keine Meetings und kein auf Kollegen und Verabredungen warten mehr. Auf den Bus, in der Bank und im Trafficjam muss ich natürlich immer noch warten.
Jetzt ist Reisen angesagt und nächte Woche breche ich mit Andi in den Westen des Landes zu irgendwelchen Seen und in einen National Park auf, um dann die letzte Zeit an der kenianischen Küste zu verbringen.
Am Freitag ist hier in Kampala ein Unistudent bei Protesten erschossen worden und in Kenia sind zwei bei diesen Verfassungsdemos gestorben.
Soviel nur zur politischen Lage obwohl ich das auch nur ganz am rande mitbekommen habe.
Aller liebste Grüße, Peter
wow gerade auf dem weg ins internet cafe bin ich mit andi in riots reingeraten. meine augen traenen noch denn die polizei (roboter) haben uebelst damit rumgeschossen. keine ahnung was hier los war es war auf jedenfall krass. brennende autos, umgeworfene blumenkaesten, chaos, rennende mensche
sie haben den oppositionsfuehrer vors gericht gestellt und dagegen demonstrieren die leute.
detailierten bericht gibts spaeter.....
GhanaNews 7.11.2005
Über eine Woche bin ich nun hier in Awaso, einem verlassenen Ort in der
Western Region. Eigentlich wollte ich mich am ersten Tag schon wieder aus
dem wortwörtlichen Staub machen, zu unfreundlich und düster wirkte das
Städtchen. Nach einigen Tagen begann ich mich aber schließlich an sie zu
gewöhnen, an die „Obroni“-Schreie, den Stromausfall, den abendlichen
Sturzregen, das Wäschewaschen mit Regenwasser, die Unmöglichkeit einer
normalen Konversation, die kaputte Klotür und den Yams mit scharfer
Pfeffersoße. Und es wurde mir wieder bewusst, wie europäisch Accra einem
erscheinen kann – gerade Accra, dieses laute, unübersichtliche,
stinkende
Chaos. Es wurde mir ebenfalls bewusst, wie fremd mir Ghana nach wie vor
bleibt, wie unüberbrückbar der Graben zwischen deutscher und ghanaischer
Mentalität manchmal erscheint.
Hier in Awaso bin ich ein Obroni, ein Weißer. Aber eigentlich ist das eher
gleichbedeutend mit Außerirdischer. Ich bin ein Fremdkörper in dieser
Gemeinschaft, jemand, der von Kindern wie Erwachsenen manchmal freundlich,
manchmal misstrauisch bestaunt wird. In jedem Fall macht es einen normalen
Umgang unmöglich. Wirkliche Gespräche entwickeln sich kaum und wenn, dann
bleibt trotzdem eine fühlbare Distanz bestehen, Vertrauen wächst nur
langsam.
Und ein anderer Punkt fällt mir hier auf. Irgendwie scheint es als ob sich
hinter dem lockeren, gelassenen Umgang hier ein Denken in unglaublich
starren hierarchischen Mustern verbirgt. Für die Menschen scheint das
Gefühl
ungewohnt und fast unangenehm zu sein sich auf einer gleichwertigen Ebene
zu
unterhalten, ja zu diskutieren, zu streiten. Es wird vorgezogen, wenn in
der
Situation klar ist, wer die Autorität hat, wer sich unterzuordnen hat. Nur
das erklärt, dass diese gleichwertigen Situationen so selten zustande
kommen, nicht nur mir gegenüber auch untereinander. Entweder man wird
behandelt wie ein Gott, einem wird das Gepäck getragen, die Wäsche
gewaschen
und der Raum gefegt, oder man wird gönnerhaft behandelt wie ein Schüler.
Am
ausgeprägtesten ist diese Autorität in den kleinen Dörfern zu spüren.
Der
Chief ist trotz moderner staatlicher Repräsentanten weiterhin das
traditionelle Oberhaupt einer Gemeinschaft, die Autorität. Das
romantisierte
Bild eines weisen, erfahrenen, alten Mannes finde ich dabei allerdings
nicht
wieder. Eher sind es eigensinnige, um den Macherhalt kämpfende
Patriarchen,
oftmals zerstritten mit Nachbar Chiefs oder der District Verwaltung und
ihre
persönlichen Geschäfte mit den Minengesellschaften machend.
Ihre Autorität wird nur vorsichtig und hinter vorgehaltener Hand
kritisiert,
eine Autorität, die nicht unbedingt durch Geschick und Weisheit erworben
wurde, sondern durch Geburt in der richtigen Familie, Machtkalkül und
hohes
Alter. Ich habe beileibe nicht genug von diesem großen und facettenreichen
Land gesehen um mir wirklich eine Meinung bilden zu können, aber mehr als
je
zuvor halte ich das Festhalten an hierarchischen Strukturen und das
irgendwie damit in Verbindung stehende Fehlen von gesamtgesellschaftlichem,
gegenseitigen Vertrauen für das Haupthindernis bei allen Versuchen
politische oder wirtschaftliche Stabilität zu erreichen oder auszubauen.
Aber zurück zu den Mysterien der Mentalität. Ein weiterer Punkt, der mir
während meines gesamten Aufenthaltes hier immer wieder aufgefallen ist,
den
ich aber nie formulieren konnte, ist die unbegreifliche emotionale
Intensität der Menschen. Alles ist unglaublich intensiv - Freude, Ärger,
Glück, Erstaunen, Hass. Doch ist es keine positive Intensität, keine
Leidenschaft, keine Impulsivität. Vielmehr scheint allen diesen
Gefühlsregungen eine gewisse Aggressivität innezuwohnen. Ich war am
Sonntagmorgen beim örtlichen Fußballspiel, irgendeine halbwegs offizielle
Partie mit begeistertem Publikum. Das Spiel war bestes Beispiel ghanaischer
Lebensart. Unglaublich laut, schnell, dynamisch, faszinierend, für
deutsche
Augen total unstrukturiert aber herrlich anzuschauen. Ein Treffer führte
sofort zum Sturm auf das Spielfeld, zu lautem Schreien, heftigen Schlägen
auf die Rücken der erfolgreichen Spieler, Freudentaumel; bei den
Kontrahenten dagegen führte es zu wutentbrannten Diskussionen, Geschubse,
lautstarken Beschwerden, größter Enttäuschung. Alles in allem eine
Stimmung,
die für mich über leidenschaftliche Emotionalität hinausging – selbst
beim
Fußball. Und diese an Aggressivität grenzende Intensität erlebt man hier
oftmals, sei es dass Musik grundsätzlich so weit aufgerissen wird, dass es
wirklich schmerzt, dass im Autoverkehr trotz sehr freier und gelassener
Fahrweise sich einige wegen totaler Nichtigkeiten fast an die Gurgel gehen,
dass bei normalen Diskussionen auf der Strasse bereits unglaublich wild
geschrien und gestikuliert wird. Als ich vor Wochen im TroTro in Akosombo
saß, schlug eine am Straßenrand schlendernde Schülerin beim Vorbeifahren
mit
einem Zweig auf meinen aus dem Fenster hängenden Arm – ob aus Spaß oder
im
Ernst, ich habe keine Ahnung. Was mich aber mehr erschreckte als diese
kindliche Aktion, war die folgende Reaktion: Als der Mate, der zuständig
für
den Ticketverkauf, die Gepäckverladung und die sonstige Organisation der
Fahrt ist, seinem Fahrer davon erzählte, kehrte er sofort den Wagen, fuhr
zurück zu der Gruppe Schülerinnen, nahm der einen den Zweig ab und
verdrosch
sie damit derart, dass sie nur erschrocken schreien und ich nur regungslos
zusehen konnte. Eine total ruhige Situation war von einer Minute auf die
andere in größte Aggression umgeschlagen. Bei einem anderen ASA-Projekt,
einem Theaterworkshop, tickte einer der Schauspieler aus und trieb die
zuschauenden und immer dichter auf die Bühne drängenden Kinder brutal mit
einem Gürtel zurück. Danach ist dann alles wieder ruhig, nur einem selbst
stockt der Atem, wie plötzlich und unerwartet hier eine Situation
umschlagen
kann. Man sollte hier übrigens auch nicht in einen Unfall verwickelt
werden,
es kommt durchaus vor, daß der Fahrer des schuldigen Unglücksautos hier
gleich vor Ort gelyncht wird – wozu auch auf die Polizei warten…
Unwirklich, brutal und übertrieben klingen diese Horrorgeschichten, die
überhaupt nicht den ghanaischen Alltag widerspiegeln, der grundsätzlich
geprägt ist von Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Gelassenheit. Doch
nach einigen Monaten hier werden auch die Risse sichtbar, die Momente, in
denen einem bewusst wird, dass man einige Aspekte der ghanaischen
Mentalität
wirklich nicht versteht - und nie verstehen wird. Bei aller Begeisterung
für
dieses wunderbare Land komme ich in Bezug auf Toleranz und interkulturelles
Verständnis damit oftmals hart an meine Grenzen.
Aber zurück nach Awaso, zurück in die Tiefe ländlicher Langeweile. Nicht
die
ghanaische Seele ist ja schließlich das Mysterium, das es mit teuren ASA
Geldern zu ergründen gilt, sondern das Geheimnis um ein unscheinbares,
rotes
Lateritgestein: Bauxit. Hier in Awaso steht nun also Ghanas einzige
Bauxitmine, der erste Schritt auf dem langen Weg zur Aluminiumproduktion.
Hatte ich erwähnt, dass die Aluminium-Produktionskette, dessen
Auswirkungen
ich hier untersuchen sollte, in Ghana gar nicht existiert? Daß das rote
Geröll nach Kanada verschifft wird, eine Raffinerie nie gebaut wurde, die
Aluschmelze seit 3 Jahren still steht und mein Projekt damit etwas, sagen
wir mal, unfokussiert, dasteht? Aber das nur am Rande.
In Awaso wollte ich mich also auf den ersten Schritt der (imaginären)
Produktionslinie konzentrieren. Dafür stand zuersteinmal ein Besuch der
Mine
an. Auf dem Gelände kann man noch die herrschaftliche Attitüde der
Ursprungsfirma, der British Aluminium Company, erahnen, die während des
Zweiten Weltkrieges aufgrund des besetzten Frankreichs ihren Bedarf an
Bauxit (übrigens von Les-Beaux-de-Provence, dem ersten Fundort in
Südfrankreich) zur Aluminiumherstellung für die Flugzeugindustrie in den
fernen Kolonien decken musste. Auf einem der Affoh Hills, unter denen der
Rohstoff schlummert, thronen der firmeneigene Golfplatz, ein Clubhaus, ein
Tennisplatz, ein Swimmingpool und die Wohnhäuser des Managements. Der
Glanz
ist allerdings verflogen, die Mine heute im Besitz von Alcan (Kanada),
einem
der weltgrößten Aluminiumkonzerne, und dem ghanaischen Staat. Aufgrund
eines
maroden Schienennetzes wird nur die Hälfte der potentiellen Fördermenge
tatsächlich abgebaut, seit drei Jahren schreibt die Ghana Bauxite Company
rote Zahlen. Trotzdem war es interessant alle Arbeitsprozesse
kennenzulernen
und Mitarbeiter zu interviewen. Mein Hauptanliegen war allerdings der
Besuch
der umliegenden Dörfer, die abgelegen von der Hauptstrasse am Fuße der
Affoh
Hills liegen und ohne eigenes Gefährt nur schwer zu erreichen sind. Nach
stundenlangen zähen Verhandlungen konnte ich dann aber doch einem der
Ältesten in Awaso seine schnittige Mofette abschnacken – gegen eine
saftige
Gebühr versteht sich. Und seit diesem Augenblick sind wir beide, meine
silbergraue Suzuka 125 GT und ich, unzertrennlich geworden. Sie hat mich
die
folgenden Tage über haarsträubende Schlaglochpisten zu den entlegendsten
Siedlungen geführt und mir so manches mal ein dickes Grinsen auf die
Visage
gezaubert. Ob jaulende Kinderhorden, steinalte Männer oder drahtige
Kakaobauern, sie alle haben nicht schlecht gestaunt, als der kalkweisse
Obroni auf der mickrigen Mofa über den holprigen Dorfplatz geknattert kam.
Normalerweise empfangen mich ja alle Kinder mit aufgeregten
„Obroni“-Rufen,
doch in diesem Fall klappte den frechen Lümmeln vor Erstaunen einfach nur
schweigend der Unterkiefer runter. Meist hatte ich Raymond, meinen
Übersetzer, im Gepäck, der vor jeder Steigung gezittert haben muss, so
haarsträubend wie wir mit unseren paar PS im ersten Gang auf maximaler
Drehzahl die roten Hügel erklommen haben. Hätte ich zu dem Zeitpunkt
gewusst, dass er schon über 60 ist hätte ich es vielleicht etwas
gemächlicher angegangen… Insgesamt habe ich neben Awaso 7 Dörfer
besucht und
die Bewohner befragt, meist den Chief oder den Ältestenrat. Alles klappte
besser als erwartet, obwohl die meisten misstrauisch sind, da man als
Weißer
automatisch den Bergbau- oder Holzfirmen zugeordnet wird, die als Ausbeuter
empfunden werden.
Auch wenn die Dörfer hier in keiner Weise von den Aktivitäten
profitieren,
sondern unter Landverlust und Umweltzerstörung leiden, ist im ganzen
betrachtet die Lage um die Bauxitmine lange nicht so angespannt wie in den
Goldgebieten. Die Mine ist verhältnismäßig klein, Bauxit für die lokale
Bevölkerung selbst uninteressant (im Gegensatz zu Gold), der Abbau
umwelttechnisch nicht ganz so problematisch wie Goldabbau (da keine
Chemikalien benötigt werden) und lokale Zusammenschlüsse von Minengegnern
sucht man vergeblich. Ich werde also noch ein paar Interviews führen, ein
wenig kartieren und dann zurück Richtung Accra aufbrechen und mich an
fließend Wasser, der frischen Seebrise, meinem Bett, den Kochkünste
meines
Mitbewohners, geistreicher Konversation und einem Internetanschluß
erfreuen.
Beste Grüße
Lars
Ich bin wieder in der Zivilisation angekommen! Seit heute morgen bin ich in Kitale, wo wir morgen anfangen zwei brunnenartige Quellen zu bauen, die insgesamt mehr als 50 familien mit sauberem trinkwasser versorgen sollen. Die Kohle dafuer habe ich auf dem geburtstag meines vaters gesammelt und von meiner Oma und meiner Tante bekommen. An dieser Stelle nochmals vielen Dank an alle Spender auch von meinem kenianischen Freund Isaac, der der Experte bei dieser Mission ist.
OK im folgenden werde ich versuchen meine Gedanken Eindruecke und Erlebnisse der letzten Woche zu buendeln, was nicht ganz einfach sein wird, weil es eine der krassesten und eindrucksvollsten in meinem bisherigen Leben war.
Bevor ich mich in den sudan aufgemachtb habe war ich nochmalmit meinem lieblings kollegen und einigen Jugendlichen im Korogocho Slum, wo eine grosse Misswahl stattgefunden hat. Misss Slum 2005! Das hoert sich vielleicht sarkastisch an, war aber durchaus eine lustige Angelegenheit und ist so gemeint, die Community zusammen zu bringen und die Maedles im Slum zu unterstuetzen. Da waren bestimmt 1000 Leute, vor allem Kinder natuerlich. Nach stundenlangen langweiligen und schlechten HipHop Performencas kamen dan die Maedels auf die Buehne.das war echt beeindruckend, denn Slum bedeutet keineswegs nur Dreck und Elend, sondern auch aufs allerhaeftigste aufgetackelte maedels,die die menge zur Extase bringen….
Am Montag sind wir dann mit einem Team von 6 Leuten nach Lokichogio (fast so gut wie Kimbuktu, oder?) geflogen. 3 Medienleute um eine Doku zu produzieren, Nico, ein Hollaender von PaxChristi, der Chef von Seeds of Peace und ich. Und da faengt die ganze spannende Geschichte um die Entwicklungshilfe und das ich nicht weiss,was und wie und warum usw…an.
Wenn man in Loki (wird hier sogenannt) landet, merkt man schnell, dass man hier nicht in einer ganz normalen kenianischen Stadt ist, denn wo das Auge hinblickt sieht es UN-Flugzeuge und riesige Zelte in denen die Lebensmittelsaecke des World Food Programm der Vreienten Nationen gelagert warden. Loki liegt im Norden von Kenia ungefair 40km von der Sudanesischen Grenze entfernt, und ist die logistische Hauptstadt der internationalen Hilfe fuer den Sudan. Hier findet man hunderte internationaler NGO”s, einen haufen Weisse und das UN Hauptquatier,das eine eigene Stadt mit eigener Bank etc. ist,und wie eine Festung bewacht wird.
Wir sind dann in einem Camp des Norwegian People Aid Programm abgestiegen, was das luxurioeseste der ganzen Zeit, die ich hier in afrika verbracht habe war. Zum essen gab es Lasagne und, was ich schon total aus meiner inneren Speisekarte gedanklich gestrichen hatte:Kartoffelpueree, man war das geil. Weil es Probleme mit dem Transport und natuerlich der Organisation gab, haben wir dann 2 Tage in diesem Camp rumgehangen und Mittags angefangen Bier zu trinken, waerend alle halbe Stunde ein UN-Flugzeug ueber unseren Koepfen zu Essenslieferungen schwirrte. Bizarr!!!
Ich hab mich im Gegensatz zum Rest des Teams dazu entschlossen den anstrengenden Weg zum Platz des Workshops auf dem Landweg hinter mich zu bringen.
Am mitwoch bin ich mit einem Bischof der katolischen Kirche, der fuer eine riesige Region im Suedsudan zustaendig ist und 3 anderen leuten Richtung Sudan aufgebrochen.
Das ist nicht so einfach, denn die ca. 40km lange Strecke fuert durch Niemandsland und muss von bewaffneten Soldaten begleitet werden.In dieser wuestenartigen Landschaft hab ich dann zum ersten mal ein Mienensuchfahrzeug,oder wie das auch immer heiss t in Aktion gesehen.
Die Grenze war absolute stressfrei, ich war ja schliesslich mit dem Bischof unterwegs, was mir uebrigens auch einen sehr hohen Sicherheitsstandart gewaehrleistet hat. Nach zwei Stunden sind wir dann in Narus angekommen,wo wir 2 Tage aus dem Gelaende der Kirche verbracht haben.hier hab ich dann die ganzen Bunker zu Gesicht bekommen, die die Menschen in Kriegszeiten vor den Bombardements des Nordens schuetzen sollten gesehen. Ausserdem sind mir die vielen Menschen mit Verkrueppelungen aufgefallen und der excessive alkoholgebrauch am helligten Tag kam mir auch auffaellig vor. (nicht dasich was gegen Bier am Morgen haette, aber der Fusel macht Blind!!!)
Ich hab zwei Schulen besucht, an der einen konnte man noch deutlich die Spuren von Bombensplittern erkennen und die Ruine des zerbombten Krankenhauses, war auch kein schoener Anblick.
Der Bischof ist eine der beeindruckensten Personen die ich je getroffen habe.Fast 70 Jahre alt, Krieg, Gefaengnis, Mordanschlag hinter sich, aber nie aufgegenben den Menschen zu helfen, auch in Zeiten, in denen nur noch 3 christliche Geistige im Suedsudan taetig waren. Dazu sehr weltoffen, kritisch und lustig zynisch dem Glauben gegenueber. Er hat einige Schulen, Krankenhauser und auch das Kuron Peace Village aufgebaut,welches der Platz des Workshops sein sollte. Hier versucht er Menschen verschiedener tribes zusammen zu bringen,damit sie peaceful zusammen leben konnen und sich nicht gegenseitig bekriegen. Ausserdem gibt es eine Demonstrationsfarm, damit die Leute sehen, dass es auch Alternativen zur Viehhaltung gibt…
Aber jetzt schreibe ich ueber Kuron, dasDing ist aber dass man dort erstmal hinkommen muss und ich allein ueber die Reise mehrere Seiten schreiben koennte.
Am Freitag Morgen sind wir um 4Uhr Richtung Kuron Aufgebrochen.180km von Narus entfernt an der Grenze zu Ethiopienim district Eastern Equatorial gelegen . Die Strasse ist keine Strasse man faehrt durch den Busch, durch fluesse, riesige Loecher und hat man kein 4 rad angetriebenen Landcruiser, kann man gleich zu Hause bleiben. Regent es, bleibt man mit Sicherheit steckenund der Weg wird unpassierbar.
Fuer diese 180km haben wir gerademal 10 Stunden gebraucht und der weg war so voller eindruecke,dass ich mich hier kurz fasse.
Sudan ist heiss, die Landschaft wechselte von Wuestenartiger Buschlandschaft zu felsigen Huegellandschaft. Die weite Afrikas ist unglaublich, der Sonnenaufgang war der Hammer. Die Bevoelkerungsdichte ist denke ich mal gering und sieht man Menschen, sind sie hoechstens spaerlich bekleidet. Kinder sind generell nackt, Frauen oben ohne und Maenner finden unten ohne cool. Das kann ganz schoen lustig sein, wenn so ein Mann des Toposa Volks,die in ihren traditionellen Rundhuetten aus Gras leben und sich mit Viehhaltung beschaeftigen, hinterm Auto herlaufen sieht, in der Hoffnung etwas zu essen, zu bekommen. Alle sind uebersaeht von Narben, die als schoenheitsding betrachtet werden. Die Frauen haben viele Ringe um den Hals, die Maenner und Jugendlichen tragen neben ihrem Hirtenstuhl meist eine Kalaschnikov mit sich rum und spucken den ganzen Tag durch ihre rausgeschlagenen Frontzaehne (auch Kultur,wenn man krank ist, kann durch diese Luecke noch Milch und Blut gegeben warden, ausserdem siehts auch toll aus…)
Man ich hab noch nie so viele Waffen gesehen, selbst 14jaehrige posen mit den Gewehren rum.
Wir haben einen Priester in einem solchen traditionellen Dorf rausgelassen, da kam natuerlich das ganze Dorf zusammenum uns zu begruessen. Das war echt der hammer ich musste so viele haende schuetteln und danach war meine Hand braun, weil all die Kinder von oben bis unten mit Dreck voll waren. Man koennte ja denken,wie toll das doch eigentlich ist so ein freies , traditionelles Leben zu fuehren, wenn man aber sieht dass die menschen echt Hungern, wie ich es noch nie vorher gesehen hab, und weiss, dass ganze familien an wuermern sterben und bestimmt jedes zweite Kind diesen blaehbauch hat, den man bekommt, wenn die Ernaehrung zu einseitig ist, dann ueberdenkt man diese Gedanken schon nochmal…
In Kuron angekommen traffen wir dann ca.40.Maenner von 5 verschiednen Triebes vor, die am Donnerstag abend angekommen waren. Sie waren noch nie vorher zusammen um ueber ihre Viehdiebstaehle zu reden und so war das sie alle gekommen waren und sogar ihre Waffen zu Hause gelassen hatten schon ein grosser Erfolg fuer uns. Der Workshop, der von Ueberstzern und Gruppenaeltesten und -Fuhreren begleitet wurde war echt interessant, ich hab aber nur eine beobachtende Rolle gespielt. Am Ende ist eine Art Friedensvertrag rausgekommen, den alle Parteien unterstuetzen, und der wenn er in die Tat umgestzt wird echt ein super krasser Erfolg waere.
Die Tage mit den Maenner waren echt mal ne kulturelle Herausvorderung, denn die Unterschiede sind echt enorm. Die meisten von ihnen haben noch nie fussball gespielt, wussten nicht wie man die Schuhe anziehen sollte, sind vorm ball weggerannt oder meinten der ball sei gluecklich, wenn sie ihn verfehlt hatten, da er sonst hin gewesen sei. Insgesamt war das Fussball spilen echt der Hammer, selbst auf dem Platz und beim Spiel haben sie nur in den termini die sie auch sonst benutzen und die sich nur um Kuehe und Ziegen drehen, gesprochen…
Abends haben wir einen TV aufgebaut und haben ihnen die Bilder die am Tag aufgenommen wurden gezeigt, das war natuerlich die Attraktion (keine Ahnung ob die vorher schonmal TV gesehen haben) und Ice Age bei 35 Crad mit halbnakten, andere wuerden sie Primitive,Wilde nennen, anzugucken, ist schon ein Erlebnis, aber wiederum auch gar nicht so ungewoehnlich wie man sich es vorher vorstellen wuerde.
Zum groenenden Abschluss, sind wir dann Gestern mit einer 9sitzer Propellermaschienevon Kuron nach Loki geflogen. Das war auch ganz schoen spannend, denn in Kuron gibt es nicht so was wie eine geteerte Start- und Landebahn und ein kleines Flugzeug ist doch windanfaelliger als so ne Boing musste ich feststellen.
In der Gegend wo ich war gibt so gut wie keine Bildung, Gesundheitssystem oder Oekonomie und hier wird einem erst so richtig bewusst, wie schlecht und ungerecht diese Welt doch ist. Man kann nur hoffen das die Friedensvertraege die im Janur zwischen Nord- und Suedsudan geschlossen wurden auch wirklich Frieden bringen und eine Entwicklung zu einem beseren Leben zulassen.
Bis denne
Peter
------- Nachtrag: Nach einem fulminanten 4-0 Sieg ueber Kap Verde am
8.Oktober haben die Black Stars sich endgueltig fuer die WM qualifiziert
und
nebenbei afrikanische Fussballgeschichte geschrieben. „Dream Comes
True“
titelte denn auch sogleich der Daily Graphic. Um der „Revolution in
African
Football“ mit irdischen Mitteln etwas nachzuhelfen wurde vor der
entscheidenden Begegnung jedem Spieler eine gediegene Limousine aus
solider,
bayrischer Produktion in Aussicht gestellt – wie man diesen rollenden
Schweller allerdings durch Ghanas Schlaglochlabyrinth zirkeln soll bleibt
unklar…Ebenfalls kann ich mir die ghanaische Fangemeinde 2006 noch nicht
ganz in Angies verregneter Rentnerrepublik vorstellen – eben noch in
Badeschlappen den rostigen LT durch Accra geschleust, 6 Flugstunden später
vor dem Fahrkartenautomat mit 14 verschiedenen Preissystemen die westliche
Zivilisation anzweifelnd… Egal, auf jeden Fall wird’s für uns dann
gebratene
Banane satt geben und zur Zufriedenheit aller wahren Fussballfans das
Urinieren auf öffentlichen Plätzen endlich zur gesellschaftlichen Norm.
Und auch ich bin wieder im Spiel. Wie die Black Stars habe ich meinen
Gegner
in der zweiten Spielhälfte glorreich bezwungen. Das Duell fand allerdings
nicht im hiesigen Stadion sondern vielmehr in meinem Verdauungstrakt statt
und der Gegner waren nicht 11 halbprofessionelle Sandplatzkicker sondern
zweikampfstarke Typhussalmonellen und eine Hand voll veritabler
Strongyloides stercoralis, in proktologischen Fachkreisen auch Kotälchen
genannt. Meinen Dank möchte ich an dieser Stelle den Hauptsponsoren dieses
Grossevents aussprechen, besonders den Pharmakonzernen Luex (GB)und Ernest
Chemists Limited (Ghana), sowie meinem schizophrenen Leibarzt und
ungarischen Honorarkonsul Dr. Fynn Thompson und ebenfalls dem Verfasser
meiner medizinischen Wunderfibel „Wo es keinen Arzt gibt“. Ohne die
brillianten Genesungstips des letzteren wäre mir sicher langweilig
geworden.
Falls ihr euch mal wieder bewusstlos durch den Hamburger Kneipendschungel
geschlagen habt und morgens schon wie so oft mit quälendem Typhus aufwacht
hier ein paar Tips vom Fachmann:
„Bettruhe bis das Fieber weg ist“ – Bett geht ja, aber Ruhe ist
unvereinbar
mit Ghanas Beerdigungspartytradition, hier werden die Boxen aufgerissen
dass
die Särge hopsen ...
„Handtücher und Bettwaesche taeglich wechseln und abkochen“ –
versuch mal
ein Bettlaken in einen Suppentopf zu kriegen …
„Kot verbrennen und tief vergraben“ – spätestens als sich meine
Spitzhacke
in den holprigen Betonweg vorm Haus grub, kamen mir leise Zweifel an der
Umsetzbarkeit …
Die Strongyloides stercoralis sind übrigens ganz faszinierende Gesellen.
Diese scheuen Tierchen fühlen sich während ihrer ersten Lebensphase
besonders im feuchten Erdreich mächtig wohl, bevor sie sich dann getrieben
von der Sehnsucht nach Weite und Unabhängigkeit über die Haut
ahnungsloser
Barfüßlinge auf den Weg zum menschlichen Verdauungstrakt machen. Ihre
Reise
nimmt dann allerdings ein jähes Ende, wenn Sie dort von einer veritablen
Dosis Amendazole aus arabischer Produktion niedergestreckt werden. Chemie
kann so wunderbar sein…
Die Tage der Genesung gaben mir die Möglichkeit noch mal über dieses Land
zu
reflektieren, seine Kultur, seine Menschen, seine Mysterien. Und da sind
meine Gedanken auch gleich an zwei ungeklärten Geheimnissen ghanaischer
Kultur hängen geblieben:
1. Die weitestgehend unerforschten Gesetzmäßigkeiten des berüchtigten
Pfandflaschenhandels. Mal abgesehen davon, dass man nur unter
scharfsinnigster Argumentation den Getränkeverkäufer davon überzeugen
kann,
gegen Rückgabe einer leeren Fantaflasche eine volle Coca-Cola oder –
schlimmer – eine volle Fanta für eine leere Pepsi zu bekommen, bleibt
vor
allem unklar, wie der Ghanaer seine erste Getränkeflasche erhält. Ohne
leeres Behältnis als Tauschobjekt ist man nämlich so gut wie macht-, bzw.
getränkelos. Ich trage weiterhin die Hoffnung in mir einer bislang
unbeobachteten traditionellen Flaschenübergabe beizuwohnen. Ich glaube
hier
einem Initiationsritus auf der Spur zu sein, den die ethnologische
Forschung
bislang total negiert hat.
2. Die ebenso unerforschten wie faszinierenden Gesetzmäßigkeiten
ghanaischer
Konversation. Hier einige bildhafte Beispiele:
a) „Wieviel kosten die Bananen?“
„Yes.“ (Auch bei wiederholter Anfrage und geschickter Umformulierung.)
b) „Wissen Sie wie viele Einwohner das Dorf hat?“
„Ja, selbstverständlich.“
„Wieviele?“
„Sehr viele.“
„Wieviele genau?“
„Sehr, sehr viele.“
„Wissen Sie die Anzahl?“
„Hm, na ja, so ungefähr 4376.“
c) „Was haben Sie zu essen?“
„Alles.“
„Dann nehme ich Plantanes.“
„Die sind aus.“
„Haben Sie Reis?“
„Ja.“
„Dann Reis.“
„Ist aus.“
„Yam?“
„Ja.“
„Dann eben Yam.“
„Ist alle.“
d) „Ich suche die Post. Muss ich hier rechts?“
„Oh, ja.“
„Oder links?“
„Selbstverständlich.“
e) „Verzeihung, kann ich Sie was fragen?“
„Danke, gut.“
Da ich einige Wochen nicht arbeitsfähig war, sind wir mit unserem Projekt
nicht viel weiter gekommen – und die Zukunft sieht düster aus. Von einem
strukturierten Arbeiten kann bisher nicht gesprochen werden, da sich die
zur
Zeit anstehenden Behördengänge als zeitaufwendiges Unterfangen
herausstellen. Hat man sich durch den Institutionendschungel gekämpft und
den obligatorischen Anfragebrief abgegeben muss man im Normalfall noch vier
Mal wieder kommen um die erwünschten Auskünfte zu bekommen. Ich konnte
aber
von der Minerals Commission, dem Survey Department, der Environmental
Protection Agency und der Chamber of Mines recht nützliche Informationen
zusammentragen.
Leider hatte ich ein paar kleine Meinungsverschiedenheiten mit meiner
gastgebenden Organisation (FIAN), O-Ton: Lars: „Ich glaube wir haben
manchmal ein Kommunikationsproblem“ – Mike: “Nein, es gibt kein
Kommunikationsproblem.“ Soviel zur ghanaischen Argumetationskunst… .
Für morgen ist nun der Besuch im Minengebiet geplant. Das heisst nach
einem
9-Stunden-Ritt über Ghanas Wellblechpisten erwartet uns eine total
isolierte
Minenstadt. Vier Wochen waren für Befragungen, Besichtigungen, Fotos etc.
angesetzt. Nachdem Mike mir letzte Woche abgesagte (angeblich keine Zeit
und
keine finanziellen Mittel), hat mir gerade vor zwei Stunden Julija, meine
Projektpartnerin, eröffnet, dass Sie morgen nach Hause fliegt. Ihr geht es
nicht gut und Sie will nicht in Ghana bleiben. Zugegeben, ich habe vor
Frust
fast unseren Mob gefressen. Und ich war kurz davor alles hinzuschmeissen.
Aber nun geht’s wieder. Werde morgen also allein starten, keine Ahnung,
was
mich erwartet. Hoffe die Bauxit-Mafia ist gnädig mit mir…
Bis bald
Euer Lars