Ghana zur WM, Wuermer besiegt und niemals aufgeben...(Lars)
------- Nachtrag: Nach einem fulminanten 4-0 Sieg ueber Kap Verde am
8.Oktober haben die Black Stars sich endgueltig fuer die WM qualifiziert
und
nebenbei afrikanische Fussballgeschichte geschrieben. „Dream Comes
True“
titelte denn auch sogleich der Daily Graphic. Um der „Revolution in
African
Football“ mit irdischen Mitteln etwas nachzuhelfen wurde vor der
entscheidenden Begegnung jedem Spieler eine gediegene Limousine aus
solider,
bayrischer Produktion in Aussicht gestellt – wie man diesen rollenden
Schweller allerdings durch Ghanas Schlaglochlabyrinth zirkeln soll bleibt
unklar…Ebenfalls kann ich mir die ghanaische Fangemeinde 2006 noch nicht
ganz in Angies verregneter Rentnerrepublik vorstellen – eben noch in
Badeschlappen den rostigen LT durch Accra geschleust, 6 Flugstunden später
vor dem Fahrkartenautomat mit 14 verschiedenen Preissystemen die westliche
Zivilisation anzweifelnd… Egal, auf jeden Fall wird’s für uns dann
gebratene
Banane satt geben und zur Zufriedenheit aller wahren Fussballfans das
Urinieren auf öffentlichen Plätzen endlich zur gesellschaftlichen Norm.
Und auch ich bin wieder im Spiel. Wie die Black Stars habe ich meinen
Gegner
in der zweiten Spielhälfte glorreich bezwungen. Das Duell fand allerdings
nicht im hiesigen Stadion sondern vielmehr in meinem Verdauungstrakt statt
und der Gegner waren nicht 11 halbprofessionelle Sandplatzkicker sondern
zweikampfstarke Typhussalmonellen und eine Hand voll veritabler
Strongyloides stercoralis, in proktologischen Fachkreisen auch Kotälchen
genannt. Meinen Dank möchte ich an dieser Stelle den Hauptsponsoren dieses
Grossevents aussprechen, besonders den Pharmakonzernen Luex (GB)und Ernest
Chemists Limited (Ghana), sowie meinem schizophrenen Leibarzt und
ungarischen Honorarkonsul Dr. Fynn Thompson und ebenfalls dem Verfasser
meiner medizinischen Wunderfibel „Wo es keinen Arzt gibt“. Ohne die
brillianten Genesungstips des letzteren wäre mir sicher langweilig
geworden.
Falls ihr euch mal wieder bewusstlos durch den Hamburger Kneipendschungel
geschlagen habt und morgens schon wie so oft mit quälendem Typhus aufwacht
hier ein paar Tips vom Fachmann:
„Bettruhe bis das Fieber weg ist“ – Bett geht ja, aber Ruhe ist
unvereinbar
mit Ghanas Beerdigungspartytradition, hier werden die Boxen aufgerissen
dass
die Särge hopsen ...
„Handtücher und Bettwaesche taeglich wechseln und abkochen“ –
versuch mal
ein Bettlaken in einen Suppentopf zu kriegen …
„Kot verbrennen und tief vergraben“ – spätestens als sich meine
Spitzhacke
in den holprigen Betonweg vorm Haus grub, kamen mir leise Zweifel an der
Umsetzbarkeit …
Die Strongyloides stercoralis sind übrigens ganz faszinierende Gesellen.
Diese scheuen Tierchen fühlen sich während ihrer ersten Lebensphase
besonders im feuchten Erdreich mächtig wohl, bevor sie sich dann getrieben
von der Sehnsucht nach Weite und Unabhängigkeit über die Haut
ahnungsloser
Barfüßlinge auf den Weg zum menschlichen Verdauungstrakt machen. Ihre
Reise
nimmt dann allerdings ein jähes Ende, wenn Sie dort von einer veritablen
Dosis Amendazole aus arabischer Produktion niedergestreckt werden. Chemie
kann so wunderbar sein…
Die Tage der Genesung gaben mir die Möglichkeit noch mal über dieses Land
zu
reflektieren, seine Kultur, seine Menschen, seine Mysterien. Und da sind
meine Gedanken auch gleich an zwei ungeklärten Geheimnissen ghanaischer
Kultur hängen geblieben:
1. Die weitestgehend unerforschten Gesetzmäßigkeiten des berüchtigten
Pfandflaschenhandels. Mal abgesehen davon, dass man nur unter
scharfsinnigster Argumentation den Getränkeverkäufer davon überzeugen
kann,
gegen Rückgabe einer leeren Fantaflasche eine volle Coca-Cola oder –
schlimmer – eine volle Fanta für eine leere Pepsi zu bekommen, bleibt
vor
allem unklar, wie der Ghanaer seine erste Getränkeflasche erhält. Ohne
leeres Behältnis als Tauschobjekt ist man nämlich so gut wie macht-, bzw.
getränkelos. Ich trage weiterhin die Hoffnung in mir einer bislang
unbeobachteten traditionellen Flaschenübergabe beizuwohnen. Ich glaube
hier
einem Initiationsritus auf der Spur zu sein, den die ethnologische
Forschung
bislang total negiert hat.
2. Die ebenso unerforschten wie faszinierenden Gesetzmäßigkeiten
ghanaischer
Konversation. Hier einige bildhafte Beispiele:
a) „Wieviel kosten die Bananen?“
„Yes.“ (Auch bei wiederholter Anfrage und geschickter Umformulierung.)
b) „Wissen Sie wie viele Einwohner das Dorf hat?“
„Ja, selbstverständlich.“
„Wieviele?“
„Sehr viele.“
„Wieviele genau?“
„Sehr, sehr viele.“
„Wissen Sie die Anzahl?“
„Hm, na ja, so ungefähr 4376.“
c) „Was haben Sie zu essen?“
„Alles.“
„Dann nehme ich Plantanes.“
„Die sind aus.“
„Haben Sie Reis?“
„Ja.“
„Dann Reis.“
„Ist aus.“
„Yam?“
„Ja.“
„Dann eben Yam.“
„Ist alle.“
d) „Ich suche die Post. Muss ich hier rechts?“
„Oh, ja.“
„Oder links?“
„Selbstverständlich.“
e) „Verzeihung, kann ich Sie was fragen?“
„Danke, gut.“
Da ich einige Wochen nicht arbeitsfähig war, sind wir mit unserem Projekt
nicht viel weiter gekommen – und die Zukunft sieht düster aus. Von einem
strukturierten Arbeiten kann bisher nicht gesprochen werden, da sich die
zur
Zeit anstehenden Behördengänge als zeitaufwendiges Unterfangen
herausstellen. Hat man sich durch den Institutionendschungel gekämpft und
den obligatorischen Anfragebrief abgegeben muss man im Normalfall noch vier
Mal wieder kommen um die erwünschten Auskünfte zu bekommen. Ich konnte
aber
von der Minerals Commission, dem Survey Department, der Environmental
Protection Agency und der Chamber of Mines recht nützliche Informationen
zusammentragen.
Leider hatte ich ein paar kleine Meinungsverschiedenheiten mit meiner
gastgebenden Organisation (FIAN), O-Ton: Lars: „Ich glaube wir haben
manchmal ein Kommunikationsproblem“ – Mike: “Nein, es gibt kein
Kommunikationsproblem.“ Soviel zur ghanaischen Argumetationskunst… .
Für morgen ist nun der Besuch im Minengebiet geplant. Das heisst nach
einem
9-Stunden-Ritt über Ghanas Wellblechpisten erwartet uns eine total
isolierte
Minenstadt. Vier Wochen waren für Befragungen, Besichtigungen, Fotos etc.
angesetzt. Nachdem Mike mir letzte Woche abgesagte (angeblich keine Zeit
und
keine finanziellen Mittel), hat mir gerade vor zwei Stunden Julija, meine
Projektpartnerin, eröffnet, dass Sie morgen nach Hause fliegt. Ihr geht es
nicht gut und Sie will nicht in Ghana bleiben. Zugegeben, ich habe vor
Frust
fast unseren Mob gefressen. Und ich war kurz davor alles hinzuschmeissen.
Aber nun geht’s wieder. Werde morgen also allein starten, keine Ahnung,
was
mich erwartet. Hoffe die Bauxit-Mafia ist gnädig mit mir…
Bis bald
Euer Lars
8.Oktober haben die Black Stars sich endgueltig fuer die WM qualifiziert
und
nebenbei afrikanische Fussballgeschichte geschrieben. „Dream Comes
True“
titelte denn auch sogleich der Daily Graphic. Um der „Revolution in
African
Football“ mit irdischen Mitteln etwas nachzuhelfen wurde vor der
entscheidenden Begegnung jedem Spieler eine gediegene Limousine aus
solider,
bayrischer Produktion in Aussicht gestellt – wie man diesen rollenden
Schweller allerdings durch Ghanas Schlaglochlabyrinth zirkeln soll bleibt
unklar…Ebenfalls kann ich mir die ghanaische Fangemeinde 2006 noch nicht
ganz in Angies verregneter Rentnerrepublik vorstellen – eben noch in
Badeschlappen den rostigen LT durch Accra geschleust, 6 Flugstunden später
vor dem Fahrkartenautomat mit 14 verschiedenen Preissystemen die westliche
Zivilisation anzweifelnd… Egal, auf jeden Fall wird’s für uns dann
gebratene
Banane satt geben und zur Zufriedenheit aller wahren Fussballfans das
Urinieren auf öffentlichen Plätzen endlich zur gesellschaftlichen Norm.
Und auch ich bin wieder im Spiel. Wie die Black Stars habe ich meinen
Gegner
in der zweiten Spielhälfte glorreich bezwungen. Das Duell fand allerdings
nicht im hiesigen Stadion sondern vielmehr in meinem Verdauungstrakt statt
und der Gegner waren nicht 11 halbprofessionelle Sandplatzkicker sondern
zweikampfstarke Typhussalmonellen und eine Hand voll veritabler
Strongyloides stercoralis, in proktologischen Fachkreisen auch Kotälchen
genannt. Meinen Dank möchte ich an dieser Stelle den Hauptsponsoren dieses
Grossevents aussprechen, besonders den Pharmakonzernen Luex (GB)und Ernest
Chemists Limited (Ghana), sowie meinem schizophrenen Leibarzt und
ungarischen Honorarkonsul Dr. Fynn Thompson und ebenfalls dem Verfasser
meiner medizinischen Wunderfibel „Wo es keinen Arzt gibt“. Ohne die
brillianten Genesungstips des letzteren wäre mir sicher langweilig
geworden.
Falls ihr euch mal wieder bewusstlos durch den Hamburger Kneipendschungel
geschlagen habt und morgens schon wie so oft mit quälendem Typhus aufwacht
hier ein paar Tips vom Fachmann:
„Bettruhe bis das Fieber weg ist“ – Bett geht ja, aber Ruhe ist
unvereinbar
mit Ghanas Beerdigungspartytradition, hier werden die Boxen aufgerissen
dass
die Särge hopsen ...
„Handtücher und Bettwaesche taeglich wechseln und abkochen“ –
versuch mal
ein Bettlaken in einen Suppentopf zu kriegen …
„Kot verbrennen und tief vergraben“ – spätestens als sich meine
Spitzhacke
in den holprigen Betonweg vorm Haus grub, kamen mir leise Zweifel an der
Umsetzbarkeit …
Die Strongyloides stercoralis sind übrigens ganz faszinierende Gesellen.
Diese scheuen Tierchen fühlen sich während ihrer ersten Lebensphase
besonders im feuchten Erdreich mächtig wohl, bevor sie sich dann getrieben
von der Sehnsucht nach Weite und Unabhängigkeit über die Haut
ahnungsloser
Barfüßlinge auf den Weg zum menschlichen Verdauungstrakt machen. Ihre
Reise
nimmt dann allerdings ein jähes Ende, wenn Sie dort von einer veritablen
Dosis Amendazole aus arabischer Produktion niedergestreckt werden. Chemie
kann so wunderbar sein…
Die Tage der Genesung gaben mir die Möglichkeit noch mal über dieses Land
zu
reflektieren, seine Kultur, seine Menschen, seine Mysterien. Und da sind
meine Gedanken auch gleich an zwei ungeklärten Geheimnissen ghanaischer
Kultur hängen geblieben:
1. Die weitestgehend unerforschten Gesetzmäßigkeiten des berüchtigten
Pfandflaschenhandels. Mal abgesehen davon, dass man nur unter
scharfsinnigster Argumentation den Getränkeverkäufer davon überzeugen
kann,
gegen Rückgabe einer leeren Fantaflasche eine volle Coca-Cola oder –
schlimmer – eine volle Fanta für eine leere Pepsi zu bekommen, bleibt
vor
allem unklar, wie der Ghanaer seine erste Getränkeflasche erhält. Ohne
leeres Behältnis als Tauschobjekt ist man nämlich so gut wie macht-, bzw.
getränkelos. Ich trage weiterhin die Hoffnung in mir einer bislang
unbeobachteten traditionellen Flaschenübergabe beizuwohnen. Ich glaube
hier
einem Initiationsritus auf der Spur zu sein, den die ethnologische
Forschung
bislang total negiert hat.
2. Die ebenso unerforschten wie faszinierenden Gesetzmäßigkeiten
ghanaischer
Konversation. Hier einige bildhafte Beispiele:
a) „Wieviel kosten die Bananen?“
„Yes.“ (Auch bei wiederholter Anfrage und geschickter Umformulierung.)
b) „Wissen Sie wie viele Einwohner das Dorf hat?“
„Ja, selbstverständlich.“
„Wieviele?“
„Sehr viele.“
„Wieviele genau?“
„Sehr, sehr viele.“
„Wissen Sie die Anzahl?“
„Hm, na ja, so ungefähr 4376.“
c) „Was haben Sie zu essen?“
„Alles.“
„Dann nehme ich Plantanes.“
„Die sind aus.“
„Haben Sie Reis?“
„Ja.“
„Dann Reis.“
„Ist aus.“
„Yam?“
„Ja.“
„Dann eben Yam.“
„Ist alle.“
d) „Ich suche die Post. Muss ich hier rechts?“
„Oh, ja.“
„Oder links?“
„Selbstverständlich.“
e) „Verzeihung, kann ich Sie was fragen?“
„Danke, gut.“
Da ich einige Wochen nicht arbeitsfähig war, sind wir mit unserem Projekt
nicht viel weiter gekommen – und die Zukunft sieht düster aus. Von einem
strukturierten Arbeiten kann bisher nicht gesprochen werden, da sich die
zur
Zeit anstehenden Behördengänge als zeitaufwendiges Unterfangen
herausstellen. Hat man sich durch den Institutionendschungel gekämpft und
den obligatorischen Anfragebrief abgegeben muss man im Normalfall noch vier
Mal wieder kommen um die erwünschten Auskünfte zu bekommen. Ich konnte
aber
von der Minerals Commission, dem Survey Department, der Environmental
Protection Agency und der Chamber of Mines recht nützliche Informationen
zusammentragen.
Leider hatte ich ein paar kleine Meinungsverschiedenheiten mit meiner
gastgebenden Organisation (FIAN), O-Ton: Lars: „Ich glaube wir haben
manchmal ein Kommunikationsproblem“ – Mike: “Nein, es gibt kein
Kommunikationsproblem.“ Soviel zur ghanaischen Argumetationskunst… .
Für morgen ist nun der Besuch im Minengebiet geplant. Das heisst nach
einem
9-Stunden-Ritt über Ghanas Wellblechpisten erwartet uns eine total
isolierte
Minenstadt. Vier Wochen waren für Befragungen, Besichtigungen, Fotos etc.
angesetzt. Nachdem Mike mir letzte Woche abgesagte (angeblich keine Zeit
und
keine finanziellen Mittel), hat mir gerade vor zwei Stunden Julija, meine
Projektpartnerin, eröffnet, dass Sie morgen nach Hause fliegt. Ihr geht es
nicht gut und Sie will nicht in Ghana bleiben. Zugegeben, ich habe vor
Frust
fast unseren Mob gefressen. Und ich war kurz davor alles hinzuschmeissen.
Aber nun geht’s wieder. Werde morgen also allein starten, keine Ahnung,
was
mich erwartet. Hoffe die Bauxit-Mafia ist gnädig mit mir…
Bis bald
Euer Lars
feuerwehrtrompeter - 2. Nov, 08:31
Pfand sucks und Kommunikation kann ganz schoen schwierig sein
Das mit dem Pfand ist hier gnauso und kann so weit gehen, dass der Bierflaschenverkaufer abends um 10 vor der tuer steht und die Flasche zurueck haben will, fuer die man weil man sich ja kennt ausnamsweise keinen deposit bezahlt hat.
Die Gespraeche sind auch teilweise genau die gleichen, deswegen habe ich esaufgegeben einheimische nach dem weg zu fragen....
hau rein und reis der Mafia den Arsch auf
peter