Schule, Fussballtraining, Tansania und Taschendiebstahl
2.10.2005
Nach der Wahlparty, sind wir dann zum erstenmal in eine der Schulen gegangen, in denen Seeds of Peace die sogenannten “Peace Clubs” hat. Meine Vermutung ist aber, das diese Kontakte gerade wieder aufgefrischt werden, denn diese Clubs wurden 2 Monate nicht mehr besucht. Die Motivation mit den Kinder aus den primary schools zu arbeiten, und was das Ziel und der Sinn darin sein soll ist mir nicht klar. In einer Woche sollten wir 4 Schulen besuchen, es wurde dann aber aus verschiedensten Gruenden nur die eine.
Dort angekommen gab es natuerlich erstmal ein Offizielles Treffen mit dem Direktor, wir mussten uns ins visitor book eintragen und stolz wurde uns erklaert wieviele Schueler es sind, das es eine private Schule ist und das es sie schon seit 15 Jahren gibt.
In der Realitaet sieht das dann so aus:
Wir befinden uns auf einer Baustelle, das Lehrerzimmer hat ca. 5m, in der Ecke steht ein Schrank, der hoffnungslos mit losen Papieren und Heften zugeballert ist und die Kinder scharen sich nur so an der Tuer um einen Blick auf die Mzungus zu ergattern.
Die Lehrer die sich uns vorstellen, sind 20 und 23 Jahre alt, haben nie eine paedagogische Ausbildung genossen und muessten selber noch einiges lernen. Naja die Ausbildung kann auch ein kleiner Stock wettmachen, mit dem die Kinder, hoffe ich, nicht richtig geschlagen werden, aber wenn sie im Weg rum stehen hilft da schonmal ein kleiner Hib auf die Unterschenkel.
Nach einem Gespraech, ohne Ergebnis mussten wir dann den “Club” treffen, obwohl wir unseren Kollegen vorher extra gefragt hatten ob wir uns mit den Kindern treffen und etwas vorbereiten sollen und er uns gesagt hat das wir uns nur mit den Lehrern treffen.
Aber war ja klar, wenn die Mzungus da sind sind die Erwartungen natuerlich extrem hoch. Wir also nach oben aufs Dach wo provisorisch 2 Klassenraume eingerichtet sind, der Rest der Baustelle aber gefaehrliche ungesichtert ist. Dort warteten auch schon ca. 60 Kinder verschiedenen Alters auf uns und eins kann ich sagen, in diesen Momenten koennte ich mir in den Arsch beissen, das ich so uebel unkreativ bin und keine Ahnung von Methoden mit diesen Kinmdern zu arbeiten habe.
O.K. mein Name ist Peter ich komme aus Deutschland und ich weiss nicht was ich hier mache, weil ich nicht weiss was Seeds of Peace mit diesen Kindern vorher gemacht hat und vorhat in Zukunft zu tun. Was gut kommt ist meinen Nachnahmen an die Tafel zu schreiben, denke ich mir und schon bricht ein mittleres Getoese aus. Dann Fragen: Wie heisst euer Praesident? Wie ist Deutschland im Vergleich zu Kenia? (eine Frage die ich nicht beantworten kann, aber staendig zu hoeren bekomme) Zum Schluss singen wir dann ein, zwei Lieder und der Lehrer erzaehlt den Kindern, dass wir beim naechsten Mal erzaehlen, warum Kenia so unterentwickelt ist und Deutschland so entwickelt...
Ausser dem Besuch in der Schule hatten wir noch ein Treffen mit der Jugendgruppe, mit der wir planen „zusammen zu arbeiten“ und wir haben einen gemeinsamen „Estate Clean up day/week“ geplant. Wir wollen mal ordentlich reine machen, denn mach Einwohner von Lucky Summer versteht nicht so ganz, das zu einem Lucky Summer keine Berge von Muell und ueberall Plastiktueten gehoeren, wie soll er aber auch, wenn es kein Recycling System gibt, geschweigedenn Muelleimer.
Nach einem weiteren Besuch im Schwimmbad und einigen kleinen Schwimmerfolgen (die Jugendlichen koennen alle nicht schwimmen und haben Angst in tiefes Wasser zu gehen) war ich an einem Samstag bei Kollegen von Glen die in einem Fussball und Theater Projekt im Kibera Slum (2. groesste Slum in Afrika nach Suedafrika) arbeiten.
Wir sind dort zu zweit hingefahren und mein Kumpel hatte 9 Fussbaelle in einem Netz dabei. Ich weiss nicht wie oft wir an diesem Tag „give me ball“ gehoert haben....
Am Ort des Geschehens angekommen, warteten auch schon die 30 Maedels unter 14 Jahren auf uns, die wir trainieren wollten. Das ist mal echt ne harte Arbeit in der prallen Sonne. Die Konzentration und Disziplin dieser Maedels war natuerlich umwerfend und ich kann nur Respekt zu meiner Kollegin Christina sagen, die diesen Job 3 Monate lang gemacht hat. Aber wie nervig es auch ist, die Maedels haben unheimlichen Spass dabei und das ist das wichtigste. In dieser Situation musste ich natuerlich an meinen Handballtrainer denken, und wie einfach er es doch mit unserer Truppe hat!
In der letzten Woche bin ich dann nach Bagamoyo in Tansania gefahren um mich mit Freunden aus anderen Projekten zu treffen. Ausserdem war dort ein Art Festival mit Musik, Theater und Tanz.
Erst bin ich mit dem Bus 13 Stunden nach Dar es Salam gefahren und die Reise war vollgestopft mit Eindruecken. Von Nairobi aus Richtung Grenze ging es durch ein Afrika wie ich es mir immer vorgestellt habe. Kilometerlange Steppe mit rotem sandigen Boden, Akazien Baume und anderes trockenes Gestruepp. Am Wegesrand vereinzelt Menschen des Masai Volkes, die bekannt fuer ihre roten Umhaenge, die langen Stoecke die sie mit sich tragen und die grossen Ohrlappen sind. Man fragt sich wie die dort leben koennen in the middle of nowhere. Naja die haben halt ihre Ziegen- und Kuhherden und davon leben sie. Aber auch hier ist die Globalisierung angekommen und ich hab nicht schlecht gestaunt als ich einen Masai auf nem fetten Mountainbike und mit dem Handy am telefonieren gesehen habe.
Krass ist dann, man schaut gerade so in Gedanken versunken aus dem Fenster, wenn das Buspersonal einen Dokumentarfilm ueber den Irakkrieg in den DVD-Player haut. Uebelste Internet-Raubkopie-Qualitaet und nicht gerade leichte Kost. Brennende Oelquellen, Hubschrauberangriffe (Hub-Hub-Hubschraubereinsatz!) und zerfetzte Menschen in Nahaufnahme. Zum Glueck war die Qualitaet so schlecht, das das ganze Spektakel dann nach 10min wieder vorbei war.
An der Grenze dann erfolgreich die stressigen Jungs die Geld zu ueberhoeten Kursen tauschen wollen abgewimmelt und in die fruchtbarere Gegenden bei Arusha und Moschi gefahren. Und dann duerfte ich ihn wagen, den ersten Blick auf den Koenig von Afrika. Zwar von Wolken umgeben, konnte ich aber die schneebedekte Spitze des Kilimanjaro sehen. Eben noch „welcome to the jungel“ und jetzt „knocking on heavens door“ von Guns|n|Roses auf dem Mp3 Player. Ich sag euch das ROCKT!
In Dar es Salam angekommen hat mich mein Kumpel Eike abgeholt und ich bin so froh, das er schon ein bischen Swahili spricht, den ohne ihn haette ich echt dumm dagestanden. Ich haette nicht gedacht das die Menschen in Tansania so wenig English sprechen und wenn man gar nix kann, so wie ich, ist man dort teilweise echt aufgeschmissen. Das ist echt ein grosser Unterschied zu Kenia, denn hier kann man sich ueberall gut mit English verstaendigen.
Naja in dieser islamisch gepraegten Stadt bin ich dann zum ersten Mal in meinem Leben Opfer von Taschendieben geworden. Das waren Profis, bevor man ueberhaupt merkt was los ist, ist der Geldbeutel weg. Echt beeindruckend! Egal, waren nur umgerechnet 10 Euro Taschengeld und um zu vermeiden, das jemand von der wuetenden Masse geluencht wird, macht man auch besser keinen grossen Aufstand...
Der Aufendhalt in Bagamoyo war dann mal echt entspannend. Sonja, eine Freundin von mir und Tanzlehrerin arbeitet dort in einem Tanzprojekt mit ehemaligen Strassenkindern. Alles ist sehr entspannt und die Rastafarikultur wird ordentlich ausgelebt. Jeden Abend Feuer am Strand mit fetten Bongo Rhythmen und super krassen Saengern, die HipHop, Ragga, Reagge und was weiss ich noch alles miteinander verbinden. Dazu dann perfekter Sternenhimmel und Kokusnusspalmen wie sich das gehoert!
Jetzt bin ich wieder in Nairobi und trete den letzten Monat im Projekt an. Ich bin mal gespannt was mich so erwartet und ob die Dinge die wir uns vornehmen auch klappen...
Liebe Gruesse
Peter
Nach der Wahlparty, sind wir dann zum erstenmal in eine der Schulen gegangen, in denen Seeds of Peace die sogenannten “Peace Clubs” hat. Meine Vermutung ist aber, das diese Kontakte gerade wieder aufgefrischt werden, denn diese Clubs wurden 2 Monate nicht mehr besucht. Die Motivation mit den Kinder aus den primary schools zu arbeiten, und was das Ziel und der Sinn darin sein soll ist mir nicht klar. In einer Woche sollten wir 4 Schulen besuchen, es wurde dann aber aus verschiedensten Gruenden nur die eine.
Dort angekommen gab es natuerlich erstmal ein Offizielles Treffen mit dem Direktor, wir mussten uns ins visitor book eintragen und stolz wurde uns erklaert wieviele Schueler es sind, das es eine private Schule ist und das es sie schon seit 15 Jahren gibt.
In der Realitaet sieht das dann so aus:
Wir befinden uns auf einer Baustelle, das Lehrerzimmer hat ca. 5m, in der Ecke steht ein Schrank, der hoffnungslos mit losen Papieren und Heften zugeballert ist und die Kinder scharen sich nur so an der Tuer um einen Blick auf die Mzungus zu ergattern.
Die Lehrer die sich uns vorstellen, sind 20 und 23 Jahre alt, haben nie eine paedagogische Ausbildung genossen und muessten selber noch einiges lernen. Naja die Ausbildung kann auch ein kleiner Stock wettmachen, mit dem die Kinder, hoffe ich, nicht richtig geschlagen werden, aber wenn sie im Weg rum stehen hilft da schonmal ein kleiner Hib auf die Unterschenkel.
Nach einem Gespraech, ohne Ergebnis mussten wir dann den “Club” treffen, obwohl wir unseren Kollegen vorher extra gefragt hatten ob wir uns mit den Kindern treffen und etwas vorbereiten sollen und er uns gesagt hat das wir uns nur mit den Lehrern treffen.
Aber war ja klar, wenn die Mzungus da sind sind die Erwartungen natuerlich extrem hoch. Wir also nach oben aufs Dach wo provisorisch 2 Klassenraume eingerichtet sind, der Rest der Baustelle aber gefaehrliche ungesichtert ist. Dort warteten auch schon ca. 60 Kinder verschiedenen Alters auf uns und eins kann ich sagen, in diesen Momenten koennte ich mir in den Arsch beissen, das ich so uebel unkreativ bin und keine Ahnung von Methoden mit diesen Kinmdern zu arbeiten habe.
O.K. mein Name ist Peter ich komme aus Deutschland und ich weiss nicht was ich hier mache, weil ich nicht weiss was Seeds of Peace mit diesen Kindern vorher gemacht hat und vorhat in Zukunft zu tun. Was gut kommt ist meinen Nachnahmen an die Tafel zu schreiben, denke ich mir und schon bricht ein mittleres Getoese aus. Dann Fragen: Wie heisst euer Praesident? Wie ist Deutschland im Vergleich zu Kenia? (eine Frage die ich nicht beantworten kann, aber staendig zu hoeren bekomme) Zum Schluss singen wir dann ein, zwei Lieder und der Lehrer erzaehlt den Kindern, dass wir beim naechsten Mal erzaehlen, warum Kenia so unterentwickelt ist und Deutschland so entwickelt...
Ausser dem Besuch in der Schule hatten wir noch ein Treffen mit der Jugendgruppe, mit der wir planen „zusammen zu arbeiten“ und wir haben einen gemeinsamen „Estate Clean up day/week“ geplant. Wir wollen mal ordentlich reine machen, denn mach Einwohner von Lucky Summer versteht nicht so ganz, das zu einem Lucky Summer keine Berge von Muell und ueberall Plastiktueten gehoeren, wie soll er aber auch, wenn es kein Recycling System gibt, geschweigedenn Muelleimer.
Nach einem weiteren Besuch im Schwimmbad und einigen kleinen Schwimmerfolgen (die Jugendlichen koennen alle nicht schwimmen und haben Angst in tiefes Wasser zu gehen) war ich an einem Samstag bei Kollegen von Glen die in einem Fussball und Theater Projekt im Kibera Slum (2. groesste Slum in Afrika nach Suedafrika) arbeiten.
Wir sind dort zu zweit hingefahren und mein Kumpel hatte 9 Fussbaelle in einem Netz dabei. Ich weiss nicht wie oft wir an diesem Tag „give me ball“ gehoert haben....
Am Ort des Geschehens angekommen, warteten auch schon die 30 Maedels unter 14 Jahren auf uns, die wir trainieren wollten. Das ist mal echt ne harte Arbeit in der prallen Sonne. Die Konzentration und Disziplin dieser Maedels war natuerlich umwerfend und ich kann nur Respekt zu meiner Kollegin Christina sagen, die diesen Job 3 Monate lang gemacht hat. Aber wie nervig es auch ist, die Maedels haben unheimlichen Spass dabei und das ist das wichtigste. In dieser Situation musste ich natuerlich an meinen Handballtrainer denken, und wie einfach er es doch mit unserer Truppe hat!
In der letzten Woche bin ich dann nach Bagamoyo in Tansania gefahren um mich mit Freunden aus anderen Projekten zu treffen. Ausserdem war dort ein Art Festival mit Musik, Theater und Tanz.
Erst bin ich mit dem Bus 13 Stunden nach Dar es Salam gefahren und die Reise war vollgestopft mit Eindruecken. Von Nairobi aus Richtung Grenze ging es durch ein Afrika wie ich es mir immer vorgestellt habe. Kilometerlange Steppe mit rotem sandigen Boden, Akazien Baume und anderes trockenes Gestruepp. Am Wegesrand vereinzelt Menschen des Masai Volkes, die bekannt fuer ihre roten Umhaenge, die langen Stoecke die sie mit sich tragen und die grossen Ohrlappen sind. Man fragt sich wie die dort leben koennen in the middle of nowhere. Naja die haben halt ihre Ziegen- und Kuhherden und davon leben sie. Aber auch hier ist die Globalisierung angekommen und ich hab nicht schlecht gestaunt als ich einen Masai auf nem fetten Mountainbike und mit dem Handy am telefonieren gesehen habe.
Krass ist dann, man schaut gerade so in Gedanken versunken aus dem Fenster, wenn das Buspersonal einen Dokumentarfilm ueber den Irakkrieg in den DVD-Player haut. Uebelste Internet-Raubkopie-Qualitaet und nicht gerade leichte Kost. Brennende Oelquellen, Hubschrauberangriffe (Hub-Hub-Hubschraubereinsatz!) und zerfetzte Menschen in Nahaufnahme. Zum Glueck war die Qualitaet so schlecht, das das ganze Spektakel dann nach 10min wieder vorbei war.
An der Grenze dann erfolgreich die stressigen Jungs die Geld zu ueberhoeten Kursen tauschen wollen abgewimmelt und in die fruchtbarere Gegenden bei Arusha und Moschi gefahren. Und dann duerfte ich ihn wagen, den ersten Blick auf den Koenig von Afrika. Zwar von Wolken umgeben, konnte ich aber die schneebedekte Spitze des Kilimanjaro sehen. Eben noch „welcome to the jungel“ und jetzt „knocking on heavens door“ von Guns|n|Roses auf dem Mp3 Player. Ich sag euch das ROCKT!
In Dar es Salam angekommen hat mich mein Kumpel Eike abgeholt und ich bin so froh, das er schon ein bischen Swahili spricht, den ohne ihn haette ich echt dumm dagestanden. Ich haette nicht gedacht das die Menschen in Tansania so wenig English sprechen und wenn man gar nix kann, so wie ich, ist man dort teilweise echt aufgeschmissen. Das ist echt ein grosser Unterschied zu Kenia, denn hier kann man sich ueberall gut mit English verstaendigen.
Naja in dieser islamisch gepraegten Stadt bin ich dann zum ersten Mal in meinem Leben Opfer von Taschendieben geworden. Das waren Profis, bevor man ueberhaupt merkt was los ist, ist der Geldbeutel weg. Echt beeindruckend! Egal, waren nur umgerechnet 10 Euro Taschengeld und um zu vermeiden, das jemand von der wuetenden Masse geluencht wird, macht man auch besser keinen grossen Aufstand...
Der Aufendhalt in Bagamoyo war dann mal echt entspannend. Sonja, eine Freundin von mir und Tanzlehrerin arbeitet dort in einem Tanzprojekt mit ehemaligen Strassenkindern. Alles ist sehr entspannt und die Rastafarikultur wird ordentlich ausgelebt. Jeden Abend Feuer am Strand mit fetten Bongo Rhythmen und super krassen Saengern, die HipHop, Ragga, Reagge und was weiss ich noch alles miteinander verbinden. Dazu dann perfekter Sternenhimmel und Kokusnusspalmen wie sich das gehoert!
Jetzt bin ich wieder in Nairobi und trete den letzten Monat im Projekt an. Ich bin mal gespannt was mich so erwartet und ob die Dinge die wir uns vornehmen auch klappen...
Liebe Gruesse
Peter
feuerwehrtrompeter - 3. Okt, 11:17