Andre in Indien
Namaste!
die frage im betreff ist eher an mich selbst, als an euch gerichtet, auch
wenn sicherlich der ein oder andere froh sein wird keine endlos langen
mails
aus indien mehr zu bekommen...?! aber zuruck zu mir. knapp funfeinhalb
monate indien liegen hinter mir und wenn ich ehrlich sein soll: ja, ich bin
etwas mude von land, leute, kultur und dem reisen... (ausserdem ist mein
kopf voll, ich kann kaum noch etwas aufnehmen…!)
die letzten wochen waren nocheinmal anstrengend und mit hohen und tiefen,
die ich hier nur ganz ganz kurz zusammen fasse...
- mitte dezember wurde mir im zug mein "kleiner rucksack" geklaut. 20sek.
unaufachtsamkeit haben gereicht mir neben meiner camera noch mein tage-
sowie arbeitsbuch und andere, ausschliesslich personliche dinge, zu
entwenden. der verlust hielt sich in grenzen (das meiste hatte ich schon
per
paket nach deutschland geschickt...), und ich habe es auch als "halt
passiert" abgehakt, aber ein dumpfer nachgeschmack bleibt...!
- weihnachten war schon & ruhig und mitten in der wuste (pushka)... und so
(fast) ganz unweihnachtlich...
- mein geburtstag war ok
- nach dem 27.12. habe ich mich mit magenkrampfen (und
was so dazu gehort) in den suden geschleppt und war dann im alten jahr
letztendlich doch noch mal beim arzt...
- sylvester am (palmen-) strand in gorkana (unterhalb GOA's)... schon, aber
zu warm!
- in bombay habe ich auf dem ruckweg noch die KRIPA-hauptzentrale unsicher
gemacht und anschliessend in udaipur doch noch meinen cousin getroffen...
was bleibt von indien? ich kann dazu momentan gar nicht so viel sagen, bzw.
konnte ich wahrscheinlich/ganz sicher schon, aber die letzte mail will ich
auch nicht endlos in die lange ziehen.. nur so viel noch... das letzte
halbe
jahr war sehr sehr intensiv und sicherlich eine der wichtigsten erfahrungen
die ich bisher gemacht habe. Insgesamt habe ich eine spannende,
interessante, lehrreiche und unglaublich schone zeit hier verlebt, mit
wenigen kaum erwahnenswerten ausnahmen, und ich bin dankbar diese
moglichkeit bekommen und genutzt zu haben. Sicherlich wird die zeit hier
ihre spuren bei mir hinterlassen haben, vieles hat mich tief beeindruckt
und
bewegt. Manches wird mich bleibend und grundlegend verandert haben, was,
dass werdet ihr vielleicht besser beurteilen konnen. Ich habe folgendes
zitat in einem buch uber indien gefunden, was vieles besser beschreit, als
ich das momentan kann:
“Indien ist kein bequemes Reiseland, ist nicht nur sanfte Dorflichkeit in
rasch sinkender Dunkelheit; seine Lebensausserungen sind oft agressiv, laut
und brutal. Manche Lebenserfahrung wird der Reisende hier erstmalig machen.
Sie mag ihn erschrecken, schockiere. Sie zwingt ihn in jedem Fall zur
Auseinandersetzung, auch mit sich selbst…”.
es fallt mir nicht leicht zu gehen, aber ich freue mich naturlich tierisch
auf zu hause, die family und auf euch… wer mich in nachster zeit zu
gesicht
bekommt, wird sich auf endlos lange geschichten aus indien und rund
1300fotos einstellen mussen…
an euch alle, danke fur das interesse und die vielen mails, briefe,
postkarten, packchen… ohne euch ware es sicherlich sehr viel schwerer
gewesen.
in den kommenden wochen werde ich ersteinmal ankommen und den kulturschock
probieren zu verarbeiten, auch wenn nicht viel zeit bleibt, weil die
diplomarbeit (ab mitte februar) auf mich wartet.
Ich hoffe euch alle dieses jahr, fruher oder
spater, personlich zu sehen und wunsche euch allen ein erfolgreiches und
schones jahr 2006…
gruss andre
das ist passiert...
ende november bin ich dann doch noch krank geworden, grippe mit fieber (gar nicht toll im schlafsack vor sich hin zu vegetieren und die zeit tot zu schlagen). also statt die letzten tage im projekt zu powern, ausruhen mit viel gingertea und schlafen. am 30.nov. war dann mein letzter arbeitstag, etwas wackelig auf den beinen, aber sehr schon. die letzte morgenmeditation, mein letzter input und am nachmittag dann mein abschied. die mitarbeiter und patienten haben ein kleines programm auf die beine gestellt und ich im mittelpunkt. finde ich ja eigentlich nie so toll, war aber wirklich sehr schon. ansprachen, geschenke, extra essen, lieder... und bei mir ein kloss im hals... abeschied nehmen ist halt nicht meine grosste starke...
am abend dann auch tinas ankunft in darjeeling. wiedersehen und plotzlich nach vier monaten "alleine" sein, jemand an meiner seite... mein alltag, mit arbeiten und rythmus, von heute auf morgen weg, aber soooo schon... deutsch reden, austauschen, dinge teilen... die sehnsucht zu ende...
zusammen mit tina eine woche in darjeeling (und umgebung) verbracht. gemeinsam dinge entdeckt und ganz viel von meiner welt der letzten wochen jemand, der mir sehr wichtig ist, zeigen durfen und konnen... und das wetter ein traum...
nochmal ein sonnenaufgang uber den himalaya genossen, ein letztes morgengebet in einem buddhistischen kloster besucht und langsam aber sicher sachen gepackt...
dann abschied nehmen... von allen leuten und dingen die mir so wichtig geworden sind in den letzten wochen und monaten... ich wusste das es schwer werden wurde, aber scheisse es tat wirklich weh... ein letzter (budh.) segen am morgen, der letzte lunch bei kripa, umarmungen und dann zum jeep... emotional und gefuhlsmassig etwas durch den wind... bergab... ein letzter blick auf die berge, dann die "letzte" kurve... und tschuss darjeeling... dreieinhalb monate, die selten schwierig, und vor allen dingen interessant und wunderschon waren...
unten in "indien" dann ein kleiner schock... eintauchen in eine andere welt, die ich im august hinter mir gelassen hatte...die ruhe und alles andere vorbei... aber ein schones gefuhl wieder auf "achse" zu sein...
zugfahrt nach kalkutta... von darjeeling nach kalkutta zu kommen, gegensatzlicher kann indien nicht sein... was fur eine stadt... mull, gestank, hektik, armut, chaos, behinderte, der verkehr, luftverschmutzung... - grossstadt eben, aber toll... und gar nicht so wie ich mir das nach manch einer horroerzahlung vorgestellt hatte... denn auch kulturprogramm, wunderschone gebaude, viel zu sehen, museen und das totale gefuhl am leben zu sein... wow, mich hat's beeindruckt... und dennoch psychisch und pysisch eine belastung und vielleicht durch den krassen wechsel (klima, kultur, larm, etc.) etwas zu viel, sowohl tina als auch ich krank nach ein paar tagen... zugtickets getauscht und langer geblieben...
seit zwei tagen in varanasi... war ein bisschen wie nach hause kommen... aber auch so ganz anders als im august... keine hitze, weniger menschen, der ganges nicht mehr so hoch wie im nach dem monsum... urlaubsstimmung und ein wenig relaxen... gestern bei den leichenverbrennungen an den gaths gewesen... war fur mich ja nicht neu, aber dennoch immer wieder spannend und interessant...
das kommt noch...
morgen geht es weiter nach westen, zuerst jaipur. dort aber kein sehr langer aufenthalt, weil weihnachten wird wahrscheinlich in puschka "gefeiert", ruhig und angeblich wunderschon... "weihnachtsstimmung" will diese jahr nicht richtig aufkommen, auch verstandlich und wenn ich ganz ehrlich bin, wurde es auch nach all den eindrucken seit august, dieses jahr nicht wirklich passen...
dann zuruck nach delhi, tina fliegt ja leider am 27.12. zuruck und ich bin bis zum ruckflug am 11.jan. wieder auf mich alleine gestellt... sylvester in goa mit ein paar leuten die ich aus darjeeling kenne... dann noch bombay und am ende wieder delhi... dann zuruck... der kulturschock kommt ganz sicher, aber ich freu mich schon auf "daheim", funfeinhalb monate indien reichen dann auch... (fur's erste)
das wunsche ich euch...
ich werde mich wohl kurz bevor ich fliege noch einmal melden und bis dahin wunsche ich euch allen eine nette und stressfreie rest-adventszeit, schone weihnachten und einen guten rutsch ins neue jahr... wo immer ihr auch sein werdet zum feiern...
gruss andre
Hallo!
Da es schon wieder ein wenig langer her ist, hier eine kurze mitteilung und zusammenfassung der stand der dinge aus indien/darjeeling...
Das ist passiert...
Wie ich ja in der letzten rundmail schon angedeutet hatte war ich anfang des monats auf „arbeits-urlaub“ in sikkim. Es war sehr sehr schon und ich hatte eine tolle zeit. Sikkim, das hatte ich ja ebenfalls bereits erwahnt ist ein bundesstaat indiens der uber west bengalen bzw. darjeeling liegt, und bis 1975 war es auch noch ein autonomes und eigenstandiges land. Da drei lander an sikkim grenzen, musste ich mir fur die „einreise“ eine spezielle genehmigung besorgen und es war dann an der grenze auch so richtig mit ausweiskontrolle und registrieren. Dank der mitarbeiter von kripa hatte ich adressen und personen aus sikkim die sich die gesamte zeit uber um mich gekummert haben, wirklich sehr cool. Untergekommen bin ich daher auch privat und ich war jeden abend bei jemand anderes zum essen eingeladen...
Sikkim ist wunderschon und so ganz anders als „indien“. Die strassen sind sauber (kein mull weit und breit), es stinkt nicht an jeder hauserecke nach urin, aufs auf die strasse spucken (spit and litter – eigentlich uberall in indien zu beobachten) gibt es hohe geldstrafen, usw.. die natur ist atemberaubend und die menschen super freundlich. Der buddhismus ist dort noch allgegenwartiger als er hier in darjeeling schon ist, uberall gebetsfahnen und tempel und und und...
Anfang der woche in sikkim hatte ich komischerweise einige kreislaufprobleme und habe mich daher ganz auf die „drogenarbeit“ konzentriert. Sikkim ist besser und professioneller organisiert im bereich „drogen“ und es gibt neben einem rehazentrum (fur manner und frauen!!!) auch zwei niedrigschwellige, akzeptierend arbeitende anlaufzentren mit spritzentausch und harm reduction programmen in gangtok (hauptstadt sikkims). Beides habe ich mir angesehen und war wirklich uberrascht uber die gute arbeit die dort stattfindet und von „unserem“ europaischen konzepten gar nicht so weit entfernt ist. Die reha habe ich mehr oder weniger nur besichtigt (mit ubernachtung), in den „drop-in’s“ allerdings habe ich fur die mitarbeiter und klienten ein uberdosis-training veranstaltet, was auch ganz gut ankam. Und dann war ich noch auf einem meeting der aidssociety, wo der kommende funf jahreshaushalt der NGO gelder im bereich hiv/aids, sowie dessen verteilung festgelegt wurde. Eigentlich wollte ich ja nur still an der seite sitzen und zuhoren, aber naturlich musste ich als „auslander“ ganz viele hande schutteln und jede menge fragen zum thema aus europaischer sicht beantworten (was sagt man schon gross, auf englisch, wenn man selber so wenig ahnung hat...? zum gluck konnte ich mich gerade noch so vor dem podium herum drucken...).
Gegen mitte der woche ging es mir dann wieder besser und ich bin noch etwas rumgekommen. Unter anderem war ich zwei tage in rumtek, einer der bekanntsten buddhistischen „gompas“ der welt, wo ich nicht nur eine nacht gepennt habe, sondern auch die gesamte zeit uber von einem monch (ein verwandter eines bekannten eines freundes...) rumgefuhrt worden bin. Die zeit dort war super schon, tolle begenungen und gesprache und ganz ganz tiefe einblicke in den tibetischen buddhismus (gebete so richtig mit den traditionellen instrumenten), da ich durch den monch wirklich mehr sehen konnte und durfte als „normale“ touris... .
ausserdem war ich noch mit einem der leute die auf mich „aufgepasst“ haben mit dem motorrad in westsikkim (alte monastrys und heilige seen und super landschaft) und spater noch im osten auf knapp viertausend metern hohe an einem weiteren heiligen see. Etwas schade war, dass ich als auslander nicht noch hoher durfte um den ausblick uber osttibet zu geniessen (spionagegefahr – paranoide chinesen, in zeiten von satelieten vollig unverstandlich), aber es war auch so schon beiendruckend und verdammt hoch (hui dunne luft dort oben); und naturlich schon (fur diesen trip brauchte man urbigens eine weitere sondergenehmigung und die strasse fuhrte durch unzahlige armeecamps). Und naturlich bin ich in und um gangtok viel umher gekommen, sprich aussichtspunkte (den kanchenjunga mal von der ostseite...), kloster, tempel, etc....
Es war wirklich ein verdammt toller „ausflug“ mit ganz vielen unvergesslichen eindrucken, begegnungen und erinnerungen und das wetter war die ganze woche uber blauer himmel und sonne pur...
So schon die woche war, mindestens genauso schone war es auch wieder zuruck nach „hause“, nach darjeeling, zu kommen. Durch die woche in sikkim war habe ich fast den ganzen carneval in darjeeling verpasst, der nicht nur ein highlight des jahres darstellt, sondern auch sehr schon gewesen sein muss (nachstes jahr wird er wahrscheinlich sogar in die offizielle werbekampagne der indische regierung „incredible india“ aufgenommen, mit postern uber die ganze welt). Zwei tage konnte ich aber noch „dabei sein“ und es war schon toll... (allerings auch so scheiss voll wie ich darjeeling noch nicht erlebt habe).
Seit einer woche hat mich der „alltag“ wieder und ich habe letzte woche den ersten input im hiv/aidsprojekt gehalten, sowie einen richtig „lustigen“ ersthilfe-kurs in der reha gegeben. Das wetter ist momentan nicht schlecht (kein regen und ab und zu sonne), nicht gut (keine weite sicht und kalt). Mittlerweile habe ich fast taglich meinen kamin an, was naturlich nicht nur warm sondern auch wirklich gemuhtlich ist (mit tee und buch vorm kamin... super!).
Und fast hatte ich das beste noch vergessen... bevor ich nach sikkim bin habe ich es endlich zum tigerhill geschaftt (das wetter war drei wochenlang super, aber meine motivation um 3.30h aufzustehen eher gering). Sonnenaufgang uberm himalaya... mit mount everest und all den anderen (hochsten) bergen... etwas von dem ich definitiv noch sehr sehr lange schawrmen & traumen werde...
Das kommt noch...
Noch knapp eine woche im projekt, knapp zwei wochen in darjeeling, aber noch gut anderhalb monate in indien. Diese woche werde ich meine beiden letzten inputs (hiv-projekt und reha) halten (beides overdose- trainings) und dann einfach noch ein wenig die arbeit „geniessen“. Das ende des projektes heisst gleichzeitig auch das tina endlich hier eintreffen wird, worauf ich mich naturlich verdammt doll freue...
Ja, ja... wahrscheinlich werde ich mich noch einmal gegen ende der zeit in darjeeling melden und danach bin ich ja wieder auf reisen, sprich die rundmails werden wohl weniger werden... (puh ihr habts uberlebt!).
Von vielen von euch habe ich habe ich lange nichts mehr gehort (anna, lebste noch?, wie geht es meiner niederlanden fraktion?).
Im anhang wieder einmal ein paar fotos. Weil ich aus sikkim keine digifotos habe diesmal zum thema buddhismus...
Hoffe euch allen geht es ahnlich gut wie mir... gruss andre
Nach langem uberlegen habe ich mich dazu entschieden das projekt ein weiters mal fur 2006 vozuschlagen. Das habe ich aus verschiedenen grunden gemacht, aber ich denke durch das „neue“ aidsprojekt und erheblichen „defizieten“ im medizinischen bereich, macht es durchaus sinn, hier noch einmal zwei leuten die chance zum arbeiten zu geben. Die entscheidung liegt jetzt aber bei asa. Wer lust hat das beides zu lesen (die projektbeschreibung enthalt auch generelle infos zu kripa, der region und der arbeit hier) kann dies nun tun, alle anderen lassen es einfach...
Und jetzt zu den letzten (arbeits-) wochen. Eigentlich waren es inzwischen schon 39 patienten hier im centre, aber drei sind gefluchtet, so dass es momentan 36 sind. Zwei haben ihr gluck auf dem morningwalk gewagt (der erfolg gab ihnen recht), und sie hatten sich wohl absichtlich das wochenende dafur ausgesucht, weil sie wussten das der sprint- und spurtstarke andre nicht in der nahe ist. Wie der andere „entwischt“ ist bleibt wohl fur immer sein, und fur uns ein unaufklarbares, geheimniss...
Ich habe ja schon in der letzten mail erwahnt das auch bei kripa zur pujatime extraprogramm war. Einige (besonders der jungen patienten) konnten aber nicht auf Mittwoch den 12.10. warten und probten einen aufstand am anfang der woche. Dieser wurde allerdings erfolgreich und kompromisslos von den mitarbeitern der einrichtung „niedergeschlagen“. War etwas ein durch einander zeitweise und besonders beeindruckt hat mich ein kollege, der die tur geoffnet hat, die eh immer offen ist, und sagte: “so, wer jetzt gehen will kann das gerne tun, aber denkt jar nicht das ihr danach wieder hier antanzen konnt!“ ist naturlich keiner gegangen, aber danach herrschte dann ein wenig „jetzt sind wir beleidigt“ stimmung auf beiden seiten und ich habe probiert als etwas aussenstehender den vermittler zu mimen, da ich namlich verstandniss fur beide seiten hatte. Gerade fur die jungen jungs war es nicht einfach ohne familie, weg von zu hause, die „feiertage“ zu verbringen, allerdings haben die mitarbeiter schon recht wenn sie sagen das die jungs hier nicht zum urlaub machen sind. Sie haben allesamt einen haufen probleme mit sich und der welt gehabt (drogenabhangige halt, sonst waren sie ja auch nicht in einer reha gell?!) und wer nicht motiviert ist sein leben zu andern gehort hier eh nicht hin (O-Ton mittarbeiter). Das eigentliche problem auf seiten der mitarbeiter war allerdings eher personlich, sie fuhlten sich namlich angepisst. Sie arbeiten hier wirklich viel (na ja, zumindest haben sie wenig freizeit) und konnen halt auch nicht zu ihren familien nach hause zum punja....
Nach meinen „blumigen“ worten hat sich die situation dann aber etwas entspannt (bilde ich mir ein), und es gab lediglich ein paar einzelgesprache mit den „anfuhrern des „Mops“.
Die tage mit dem extraprogramm waren dann aber schon. Die jungs waren aufgedreht und froh mal ein paar tage nicht so hart an sich selbst arbeiten zu mussen. Die meisten hatten wirklich spass. Es gab extraessen (sehr lecker) mit einem haufen sussigkeiten (noch viel leckerer), lange spaziergange, spiele wie bingo etc (marion und sylvia, ich befurchte das es jedes jahr die selben spiele sind) und lauter musik den ganzen tag (abends war dann auch tanzen etc.). waren schone tage, nicht nur weil die sonne schien, sondern weil auch ich nach ein paar wochen arbeiten hier etwas „druchgehangen“ habe, und so ein paar tage „frei“ hatte....
Ein wirklich einpragendes erlebnis der letzten wochen war fur mich der erste-hilfe-„notfall“ auf der srtasse vor kripa. Eigentlich war ich nur auf dem weg nach hause, aber dann lag plotzlich ein ca. Dreizehn jahriger junge bewusstlos auf dem boden, und weiss-ich-wieviele inder standen drum herum ohne zu helfen. Ich weiss ja auch nicht, ich scheine da etwas vorbelastet zu sein, jedenfalls dachte ich sofort an ein drogennotfall. Also latexhandschuhe aus dem rucksack, atmung uberpruft, und (weil vorhanden) stabile seitenlage. Kam mir selber etwas bescheurt vor mit meine handschuhen in front der menge (rauspern, murmeln, staunen), und weil mir nichts besseres mehr einfiel, habe ich den jungen dann einfach mit jemanden zu kripa geschleppt. Es stellte sich heraus, dass in der menge doch ein freund von dem jungem war, und so konnten wir zumindest die eltern infomieren. Mein erster verdacht, nach der drogenpanik, stellte sich dann auch als richitg heraus, war „nur“ ein epileptischer anfall, und der junge kam dann auch irgendwann urplotzlich zu sich. Warum erzahle ich das ganz jetzt hier so ausfuhrlich? Weil mich die unsicherheit der kripamitarbeiter was zu tun ist, noch einmal von meinen geplanten erste hilfe input uberzeugt hat. notfalle bei drogis bzw. auch exdrogis kommen ja nicht so selten vor... (ausserdem wurde mir so mal richtig krass bewusst, dass hier nichts viel mit krankenwagen rufen ist oder so...).
Ok, jetzt wieder noch ganz kurz. Der AA/NA – Prayer ist mir inzwischen in fleisch und blut ubergegangen (zumindest in englisch), und das werde ich wohl ganz schon vermissen wenn ich gehe, ca. 40 leuet „beten“ zusammen laut im chor...
dann war hier in kripa vor zwei wochen noch ein „clean&sober- AA/NA – geburtstag von einem exklienten (4jahre clean), so richtig mit singen und kuchen und geschenken. War schon mal zu sehen und war wurdel auch als „vorbildfunktion“ hier im centre so gross durchgefuhrt...
mehr fallt mir nicht ein, reicht ja aber vielleicht auch. Ich freue mich auf die letzten wochen hier und bin motiviert wie am anfang, oder noch mehr.
Andre
Ist ja schon wieder etwas her und wie soll es anders sein, eine ganze menge passiert zwischendrinn. Zuerst das wichtigste (weil soviele von euch schon personlich nachgefragt habe):
Nein, dass Erdbeben habe ich nicht gespuhrt oder mitbekommen (ausser durch die medien). Keine ahnung wer von euch sich mittlerweile die muhe gemacht hat in einem atlas mal nach zusehen wo ich gerade stecke... hier noch mal fur alle: Darjeeling liegt ostlich (rechts) neben Nepal, sudlich (unterhalb) tibets/chinas und westlich (links) von buthan... mehr oder weniger. Das erdbeben war im westen indiens bzw. pakistan, also ganz am anderen ende des landes... auch mehr oder weniger. Allein delhi, wo es ja noch ziemlich gewackelt haben muss, ist uber 1500km entfernt von darjeeling. Mir geht es also gut, auch wenn der gedanke noch mindestens zweimal in delhi vorbeizukommen mich schon auch nachdenklich gemacht hat...
Aber zuruck zu darjeeling. Weil es sonst wahrscheinlich wirklich etwas zu lang werden wurde (was es eh schon wird!), habe ich mich dazu entschlossen mit dieser mail ein paar private news zu schicken und gegen ende der woche noch mal eine mit den neusten arbeitsneuigkeiten. Privat- und arbeitsleben also schon sorgfaltig getrennt diesmal (ist ja auch nicht das schlechteste...!).
Zuerst zum punja. Ich werde mal ganz kurz probieren zu beschreiben was das ist, auch wenn es erstens nicht so einfach ist, und zweitens ich das alles nicht 100%tig verstanden habe (fur alle die es besser wissen, bitte keine berichtigungsmails, ich bin froh uber das was ich weiss...). punjas sind so ne art festivals zu ehren von gottern und es gibt sie anscheinend fur so fast jeden hindugott. Einer der grossten und wichitgsten, zumindest hier in west bengalen, ist der durgapunja. Durga ist der weibliche hindugott mit ganz vielen armen, der den himmel und die gotter durch einen kampf vor einem damonen beschutzt hat (weil er bzw. sie gewonnen hat bei diesem kampf). Aus diesem grund, oder so ahnlich, feiert man das dann. Der stellenwert dieses ereignisses ist bei uns mit weihnachten gleichzusetzen. jeder kauft sich neue klamotten, es sind ferien und den hauptfeiertag (diesmal war es der 12.okt.) verbringt man im kreise der familie. Das familienoberhaupt (in der regel der vater) segnet die familie und alle bekommen ein tikka auf die stirn, sprich farbigen reis mit blumen. Ausserdem gibt man geld und viele sussigkeiten sind im umlauf. Diese tage war auch bei kripa extraprogramm, aber dazu in der nachsten mail mehr. Die tage zuvor und danach gab es umzuge, gebete, mantras, tanze und und und... hier in darjeeling lief das ganze dann auch noch etwas anders ab. Statt einem schon geschmuckten durgaabbildes stand hier auf dem podium des hauptplatzes ein geschmuckter stein der angebetet wurde (keine ahnung warum). punktlich zum festival war auch die musik-licht-fountane fertig und zog die massen an.
Das sind die rahmenbedingungen, fur mich war es aber noch etwas anders. Obwohl es sehr interessant und aufregend war (das wetter war ubrigens bestens), war es auch sehr anstrengend. Vielleicht mein pech, dass ich in der hauptstrasse der stadt wohne und darjeeling mittlerweile, und besonders letzte woche, aus allen nahten platzt, aber die menschenmassen in indien (besonders abends) strengen an, nerven und sind lastig. Die wege dauern jetzt inzwischen viermal so lang wie zuvor, aber das alleine ware ja noch zu ertragen gewesen. 9 tage hintereinander die selbe musik, sprich das selbe mantra (schon drauf achten im mitgeschicktem video), zu hause, bei kripa und in der ganzen stadt, unzwar von morgens 4.30h bis abends 21.00h. ich kann nur dankbar sein das es zu hause noch ging, bei geschlossenen fenstern, sonst ware ich wohl total abgedreht...
Das festival ist vorbei, die massen sind nicht verschwunden (einem highlight folgt hier jetzt dem nachstem) und die musik-founntaine dudelt frohlich jeden abend die immer selbe musik mit der immer selben lichtshow...
Aber es sind noch andere dinge passiert die meine geduld auf die probe gestellt haben. Ich hatte nie gedacht das es so schwierig sein kann einen ruckflug zu buchen, aber das emirates buro in delhi hat mich vom gegenteil uberzeugt. Nach einem dreiwochen-dauertelefon-streit war ich mit den nerven am ende. Es gibt in indien viele situationen und moglichkeiten die geduld zu verlieren (z.B. man wird mit der rikschaw uberall hin gebracht, nur nicht dorthin wo man hin will, oder all die leute die einem was verkaufen wollen und nicht locker lassen oder man bestellt was zu essen und es dauert eine stunde und dann bekommt nicht das was man bestellt hat, und wenn man fragt kriegt man die antwort, das sie das heute nicht haben, oder stromausfall und alles ist weg aufm computer oder der strassenverkehr oder oder oder...), und ich hatte mich bisher so tapfer geschlagen und alles probiert mit einem lacheln zu nehmen. Emirates delhi hat es dann geschafft. Ich kann das ganze nicht wieder geben, weil ich sonst (noch immer) innerlich plazte, aber ungefahr so: telefonbuchungen sind nicht moglich, nach einer halben stunde oder drei mal anrufen dann aber doch, zweimal die falsche faxnummer, vier faxe im buro verschwunden, kopie nicht lesbar, keine fluge mehr fur januar, warteliste voll, klasse upgraden nicht moglich, kommen sie doch einfach mal hier im buro in delhi vorbei (nach 20 min erklaren das das nicht geht), und dann bin ich nicht nur laut sondern auch unhoflich geworden... nach einem sos-schreiben an emirats deutschland und einer freundlichen aber bestimmten beschwerde habe ich jetzt einen ruckflug, unzwar eine klasse hoher als eigentlich und am 11. Jan.. am 12.Jan bin ich dann wieder in deutschland, nach 20std. Dubai airport. Ist mir aber alles egal (kostet mich auch 100euro der spass), ich bin froh das ganze jetzt hinter mir zu haben...
Und dann sind noch eine ganze menge kleiner dinge passiert. Ich war auf einer teeplantage (sehr schon), habe noch mehr tempel gesehen, war im alten britischem palast (der eigentlich fur die offentlichkeit nicht zuganglich ist), war mehr als einmal gut essen, war seit wochen mal wieder im kino (enter the new dragon, oh wie schlecht...), war auf weiteren „totenfeiern“ und das schonste: ein exkripaklient hat mich mit ins krankenhaus zu seiner hochschwangeren schwester genommen. Als wir eintrafen war das baby auch schon da, und es war ein sehr schoner moment den stolz in den augen des vaters und der grosseltern zu sehen. Noch keine halbe stunde auf der welt die kleine, aber schon musste sie sich dem ersten „westler“ minutenlang prasentieren. Was ich personlich so schon an der sache fand war, das es fur mich den „kreis“ hier wieder etwas geschlossen hat. Nach all den leichen, beerdigungen und verbrennungen war es doch sehr schon und wichitg fur mich hier auch mal eine geburt (mehr oder weniger) mitbekommen zu haben...
So jetzt reichst aber. Diesmal zum schluss keine ps, aber ein paar fragen uber die ich die letzten tage verstarkt nachdenken musste (und auf nicht alle eine antwort finden kann...)
Bis dann... andre
1. wie entsorgt man in indien batterien umweltgerecht?
2. ich verstehe ja das das hakenkreuz hier eine andere bedeutung hat und man es auf t-shirts tragt, aber warum eingefasst in einem wehrmachtskreuz?
3. wieso gibt es eine neue wasserlichtfountaine, wenn der alte britische brunnen kein wasser hat und still vor sich hinrottet, und es hier sowieso drei monate im jahr eine wasserknappheit herrscht?
4. warum phantasiere ich bei reis und daal inzwischen von spinatpizza oder spinatborek?
5. was sind das fur gerausche zu hause in der wand am abend?
6. warum ist wasche mit den handen waschen so eine qual?
7. warum schmecken snickers hier einfach nicht nach snickers?
8. warum gehen feuerzeuge nach dreimal benutzen kaputt?
9. warum sind die „skorpions“ hier so gross, und man muss sie uberall ertragen?
10. warum habe ich zugenommen und meine hosen rutschen immer noch?
also ich fange mal am besten mit der arbeit an. Die ertsen zwei inputs fur die mitarbeiter der reha habe ich inzwischen gehalten, und auch wenn die themen nicht ganz so spannend waren („the german drug-help- system“ & „defination and classification of addiction“), fand ich das doch wichtig zu vermitteln und ich bin auch durchaus auf interesse gestossen. Die nachsten beiden wochen werde ich uber „theories of explaining addiction“ und „family and addiction“ referieren. Im laufe der wochen habe ich mir vorgenommen etwas praktischer zu werden, aber zuerst muss die theorie vorhanden sein. Mit dem englisch klappt es ganz gut, alle verstehen mich und darauf kommt es ja an. Die ausarbeitung der inputs am comupter gestaltet sich allerdings etwas schwieriger, zum einen fallt es mir mit dem schriftlichen englisch doch etwas schwerer, zum anderen liegt das an den bedingungen. Die ersten zwei wochen ging der computer gar nicht, und jetzt wo er wieder funktioniert, haben wir hier am laufendem band stromausfall. Na ja, ich nehme das inzwischen gelassen, bleibt mir sowieso nichts anderes ubrig...
Die anzahl der patienten in der reha liegt inzwischen bei 39 und es ist damit auch recht eng geworden hier.
Letzte woche war ich auch mal einen ganzen tag im hiv/aidsprojekt von kripa und habe jetzt so in etwa eine idee was dort alles passiert. So kann ich mich die nachsten wochen auch daran machen fur die mitarbeiter dieses projektes inputs auszuarbeiten („safer use/ harm reduction“, „overdosetrainings“ etc.).
Die traurigste nachricht von der arbeit ist der tot von zwei ex-klienten bzw. ex-mitarbeiter von kripa, die ich personlich aber nicht gekannt habe. Was mich allerdings beschaftigt hat, war das der eine von den beiden an tuberkolose gestorben ist, was ja bei uns schon lange kein grund mehr zum sterben darstellt (oder sehe ich das falsch?). Das sind die dinge die man hier sehr nahe und allgegenwartig mitbekommt, und die man manchmal nur schwer nachvollziehen und akzeptieren kann. Das er auch noch im jeep zwischen siliguri und darjeeling gestorben ist, nachdem man ihm aus den krankenhaus als unheilbar entlassen hat, ist noch so eine geschichte die man hier einfach erlebt.Der andere ist an einer uberdosis gestorben. Auf einer der beiden „funerals“ bin ich auch mitgegangen...
Eine andere sache die mich sehr beschaftigt hat und die vorher schwer vorstellbar war, war der besuch des „governmet hospitals“ letzte woche. Diese art der krankenhauser sind kostenlos, was ja eigentlich eine tolle sache ist, allerdings sind die bediengungen die dort herrschen auch ziemlich krass. Die bevolkerung hier sagt, wenn man noch nicht krank war beim eintreten, ist man es garantiert wenn man es wieder verlasst, und genauso habe ich mich auch gefuhlt...
Ok, aber mal zu anderen dingen. Mein alltag beginnt in der woche um 6:00h mit einem chai auf arbeit und anschliessender meditation mit den jungs (patienten) bis 7:00h, was ein ziemlich schoner start in den tag ist. Danach bin ich immer mit diesem und jenem beschaftigt und mein „feierabend“ fallt sehr unterschiedlich aus. Mal gehe ich um 15:00h, mal wird es aber auch 18:00h und spater, aber keine angst ich bin kein worcaholic geworden, es gibt ein lunchbreak. Ich habe ja schon mal erwahnt das hier abends nicht ganz soviel geht und eher tote hose ist. Meist trinke ich noch einen chai aufm chow (platz to be in darjeeling) mit den jungs (ich kenne hier inzwischen super viele leute bzw. super viele leute kennen mich durch kripa, was ziemlich schon ist, allerdings ist in die stadt gehen ohne jemanden zu treffen auch nicht mehr drinn...) und hange abends entweder beim snooker ab (dessen regeln ich immer noch nicht durch habe und in dem ich auch immer verliere), streune durch die stadt oder ich gehe ins kino, wobei schon seit zwei wochen kein englischer film mehr gelaufen ist. Spatestens um 21:00h bin ich dann zu hause und schreibe tagebuch, lese, etc.. Die wochenenden habe ich ja immer frei. Samstags bin in und mit darjeeling beschaftigt (post, einkaufen, putzen, usw.) und sonntags ist mein fester darjeeling „off-day“ geworden, wobei ich zugeben muss das ich die letzten beiden sonntage weiter in der stadt umgesehen habe ( das wetter war furchterlich, heute hat es nach drei tagen endlich aufgehort zu regnen). Inzwischen kenne ich mich hier aber auch verdammt gut aus und ich war unteranderem in zahlosen monasterys und tempeln, im botanischen garten, auf einem buddhistischem „toten-essen“ ( 49 tage nach todestag wird hier so eine art „farewell“ party gegeben, weil die seele erst nach diesem zeitraum die erde verlasst etc. und es kommt die gesamte cummunity zusammen, sprich 300-400 leute) und auf einem rockkonzert. Das konzert war witzig. Vier local bands und bis auf eine, alle zwischen schwer ertraglich und geht gar nicht. Ich habe die schlechtesten „metallica“, „pantera“ und „limp bizkit“ coverversionen meines lebens erduldet, und hatte dennoch grossen spass. Ich war halt der einzige nicht „einheimische“ und nicht lange alleine...
Anonsten geht es mir gesundheitlich inzwischen bestens (toi, toi, toi) und mein magen ist, dank der supermedizien die tina mir geschickt hat, wieder as strong as ever. Vielleicht liegt das aber auch an der umstellung mit dem essen. Die arbeitswoche uber esse ich bei kripa (jeden tag reis und daal mit wechselnden gemuse, da kann man schlecht einen bad stomach von bekommen) und an den wochenenden koche ich zu hause. Ubrigens esse ich mittlerweile aussschliesslich und hervorragend mit den handen (nein olaf, tiolettenpapier benutze ich weiterhin...).
Damit das jetzt nicht so super lang wird, noch ein paar dinge in der kurze: In meinem garten lassen sich von zeit zu zeit affen blicken, was sich sicherlich toll und interessant anhort, aber es ganz und gar nicht ist. Die sind leider sehr neugierig und agressiv und seit dem verrucktem riesen affen in varanasi habe ich auch echt schiss vor denen. Letzte woche ist uber meiner wohnung das wassersystem „ubergelaufen“ und in meinem zimmer hat es demnach „geregnet“. Schwer zu begreifen wie man ein system bauen kann, wo der wasserbehalter uberlaufen kann, bzw. niemand nach dem einschalten der wasserpumpe darauf achtet das das alles nicht uberlauft, aber muss ich vielleicht auch nicht begreifen, ist halt indien. Eigentlich war ich nur froh zu hause gewesen zu sein und erwarte jetzt jedesmal wenn ich nach hause komme einen „see“ vorzufinden... gestern war nationalfeiertag (2. oct.), weil gandhis 136 geburtstag, aber ausser ein paar dingen in der zeitung habe ich davon ( zumindest hier) nicht viel mitbekommen. Mitte oktober ist hier ganz gross festival (Punja), worauf ich mich schon verdammt dolle freue. Letzte woche war mal wieder streik, aber das ist ja schon keine neuigkeit mehr. Von den spinnen, den merkwurdigen insekten und den motten, die so gross sind wie fledermause, schreibe ich mal besser nichts, weil ich will ja niemanden verschrecken die nachsten mails zu lesen und auch niemanden von einem besuch abhalten... man ist halt nie alleine in indien...
Hier ein paar eindruecke von meinem Komilitonen und super Freund Andre aus Muenster, der mit ASA unterwegs ist. Hau rein Andre! Peter
ich bin vor einer woche gut in Darjeeling angekommen und habe hier seit dem ein paar sehr schone tage verlebt. das klima ist um einiges angenehmer als in der tiefebene (endlich wieder frei durchatmen), aber ich bin schliesslich auch auf 2134 meter hohe. die vergangenen tage hat es sehr viel geregnet und es war verdammt nebelig. die sichtverhaltnisse schwankten zwischen 5 - 50 meter, wobei man auch das geniessen kann, wenn man bedenkt das es wolken sind die man sieht, spuhrt und schmeckt. das wetter wechselt im sekundentackt, aber es wird ab jetzt klarer und leider auch kalter. gestern war der erste schone tag, mit keiner wolke am himmel, 23gradC und viel viel sonne. ich habe dann auch IHN gestern zum ersten mal gesehen, den dritt hochsten berg der erde, den Kanchenjunga (8598 meter). er scheint zum greifen nahe, ist schneebedeckt und wunderschon. aber auch die grunen taler, die teeplantagen und die anderen (zum teil) sehr hohen berge ringsum konnte ich bei meinem blick vom dach meines hotels geniessen. ihr konnt euch vorstellen wie beindruckend das ist, umd man fuhlt sich dem himmel ein stuck naher...
darjeeling ist mehr als nur tee, und die tibetischen, nepalischen und buddhistischen einflusse sind hier uberall deutlich zu sehen und zu spuhren. hier ist es sehr sehr anders als das indien, dass ich bisher kennen lernen konnte, aber sowieso scheint es "das Indien" nicht zu geben...
nach meiner zum teil doch sehr anstrengenden reise ist es hier einfach ein wunderbar friedlich, ruhig und grun. die menschen sind freundlich und man wird nicht von jedem angestarrt wie anders wo. auch probiert hier nicht jeder einem gleich alles mogliche verkaufen zu wollen, und es gibt einen gewissen "westlichen" einfluss, was ich aber aufgrund meines langeren aufenthaltes hier nicht unbedingt als negativ empfinde...
zur zeit wohne ich in einem kleinen, sussen hotel, etwas weiter oben in der stadt. es wird von einer tibetischen familie gefuhrt. heute habe ich mir, wie soll ich sagen, eine kleine wohnung mit garten angeguckt (grosses zimmer, kuche, bad), die sehr zentral gelegen ist. das haus ist noch aus der kolonialzeit und gut 120 jahre alt, aber sehr schon. ich werde mal eine nacht druber schlafen und mich morgen entscheiden ob ich sie nehme.
der anstieg zum hotel (und generell in darjeeling) hat mich anfangs sehr viel kraft gekostet, aber es geht von tag zu tag besser. ihr konnt euch nicht vorstellen wie steil eine strasse sein kann, und es gibt hier nicht einen ebenen weg. es geht entweder immer bergauf oder bergab, was naturlich nicht nur die muskeln trainiert, man schwitzt auch ganz ordentlich...
seit donnerstag (1.9.) bin ich nun auch (endlich) am arbeiten, und die ersten beiden tage waren spannend und interessant. ich bin sehr freundlich in der Kripa Foundation empfangen worden. weil ich des ofteren gefragt worden bin von einzelnen, was ich uberhaupt mache, hier noch mal ganz ganz kurz:
also ich arbeite in einem Rehabilitationscentre fur drogenabhangige. nach einer entgiftung im krankenhaus machen die momentan 30 jungs und manner dort eine funfmonatige therapie, die auf den prinzipien der anonymen alcoholics/narcotics basiert. mein projekt ist, der austauch von wissen uber diese arbeit. ich soll vor allen dingen den funf berater der einrichtung etwas uber die arbeit mit drogenabhangigen in deutschland/europa vermitteln. konkret konnte das heissen: wie wird bei "uns" sucht definiert, was sind suchtspezifische krankheiten und wie geht man damit um, welche verschiedenen rehamoglichckeiten und alternativen gibt es in europa, usw.. aber ich soll naturlich auch etwas von hier mitnehmen und lernen. es ist also kein aufzwingen von wissen, sondern wirklich mehr ein austausch (ist schliesslich auch ein entwicklungszusammenarbeits-projekt, gell!).
die ersten zwei wochen werde ich wohl damit beschaftigt sein mir alles anzugucken, zu erfragen und die arbeit die dort passiert, zu verstehen. gestern war ich mit den "klienten" hier in darjeeling im zoo, was naturlich mehr fun als arbeit war, aber es war eine nette abwechslung fur alle und ich konnte die jungs so ein wenig kennenlernen, die ansonsten den ganzen tag mit den verschiedensten dingen beschaftigt sind.
der erste eindruck von dem NGO ist eigentlich sehr positiv. ich habe gar nicht das gefuhl, so weit ich das beurteilen kann, dass die arbeit dort unprofessionell ist, es ist halt nur sehr sehr anders (die arbeit an sich, uber den rest schweig ich erst einmal). was ich letztendlich fur die mitarbeiter und klienten tun kann wird sich die nachsten wochen zeigen. ich habe schon einige ideen im kopf. mal sehen...
ich bin umgezogen und habe nun seit einigen tagen meine eigen bude. grosses zimmer, kuche (mit kochstelle etc.) und bad. etwas feucht das alles (im bad grusst der schimmel), aber ich habe in amsterdam teilweise auch nicht besser gewohnt. warm wasser (was meint warme dusche), wann immer ich will, ich kann leute einladen wann immer ich will und kommen und gehen wann immer ich will. es ist sehr schon (gerade fur indischdarjeelingsche verhaltnisse) und uber den kleinen kamin habe ich euch ja in der letzten mail schon informiert. ich bin froh jetzt einen kleinen schonen ort gefunden zu haben und mehr privatsspahre zu besitzen, auch wenn es abends manchmal etwas einsam wirkt (aber ich habe super nette nachbarn). das alles ist im centrum der stadt und 5 min weit weg (zu fuss) zur abreit (zuruck naturlich zehn). mein kleines reich kostet mich 2500rps im monat, was zurzeit ungefahr 48 euro sind.
die ertsen anderthalb arbeitswochen liegen nun auch schon hinter mir, und es ist und bleibt spannend. langsam habe ich das prinzip durch und nachste woche fange ich mit der arbeit an, die mich betrifft, worauf ich mich schon freue. ich werde wohl nicht nur in der reha arbeiten, sondern auch mit den jungs in dem neu gegrundeten aids/hiv office. da kann ich mich dann ganz uber safer use und harm reduction und auslassen, und overdosis trainings machen, wodrinn ja (denke ich zumindest) auch meine starke liegt. ach ja, und weil ich das immer wieder gefragt werde, die jungs in der reha sind zur zeit alle sehr jung (die meisten zwischen 17-22 jahre), was mir naturlich auch entgegenkommt durch mein alter und die arbeit bei kids in hamburg.
ok, was passiert so in darjeeling und umgebung. vor anderthalb wochen war ich in kalingpong, einer stadt auf der anderen seite des hugels. also hier den ganzen berg runter, uber den fluss und andere seite wieder hoch. unten im tal war es entsetzlich warm, ich hatte schon fast vergessen wie warm es doch in indien ist (hier oben ist es ja echt angenehm). ich war dort in einer schule mit dem aidsprojekt von kripa und habe mir mal einen vortrag uber aids/hiv, pubertat und drogen angehort. als wir den saal betraten sind alle aufgestanden und haben geklatscht und ich musste durch die mitte an allen vorbei. puh war ich froh das ich nichts sagen musste 250 schuler). es scheint ja fast unglaublich das 15/16 jahrige teenager nicht wissen was die pubertat ist und was mit ihren eigenen korpern passiert. niemand klart sie daruber auf, weder eltern noch die schule. alles was sie daruber wissen haben sie von freunden, aus buchern oder aus zeitschriften. ihr konnt euch vorstellen das dies nicht unbedingt der wahrheit entspricht. sex ist nach wie vor ein grosses tabuthema in indien, und das macht die arbeit des aidsprojektes so wichtig. bei der gruppen arbeit musste jeweils einer der gruppe die ergebnisse prasentieren und das wort masturbation hat eine 10 min. lach-unruhe verursacht. war wirklich ne erfahrung das miterlebt zu haben.
in darjeeling habe ich mich inzwischen eingelebt und fuhle mich hier nach wie vor sehr wohl. zur zeit herrscht hier keine wasserknappheit, dafur haben sie probleme mit dem strom. standig fallt er aus, mal fur funf minuten und mal fur einen halben tag. ausserdem gibt es jede woche einen streik wegen irgend etwas. manchmal nervt das, aber ist schon beeindruckend wie wirklich alles geschlossen bleibt an solchen tagen. diese woche war politischer streik und die eine partei war unzufrieden mit der anderen und hat zum streik aufgerufen (oder so ahnlich, ich habe das nicht wirklich verstanden). jedenfalls waren morgens nicht alle shops geschlossen, sondern nur ca. ein viertel (anscheinend nur die anhanger der einen partei). nachmittags war dann alles zu. ok was ist geschehen? die parteimitglieder sind einfach mit waffen durch die stadt gezogen und haben alle zum schliessen gezwungen und die vergangenheit hier hat die menschen gelehrt besser keinen arger zu haben. soviel zur grossten demokratie der welt. ich habe davon aber nichts mitbekommen weil ich gearbeitet habe und es ist auch nicht wirklich gefahrlich hier (auch wenn manche leute probieren den touris angst zu machen).
ich habe jetzt meine eigene bude und fuhle mich dort sehr wohl. mitten im zentrum der stadt und trotzdem ruhig. nette nachbarn habe ich auch und kann jetzt wieder jederzeit warm duschen und selber kochen (gut furs wasser abkochen, so muss ich nicht immer die plasteflaschen kaufen). kostet mich 48euro im monat all incl.. war echt ein glucklicher zufall das ich das gefunden habe. abends konnte ich theoretisch weggehen, aber alles macht hier um 20:00h zu (spatestens um 21:00). party ist also nicht viel hier, trotz der zunehmenden touris die jetzt kommen. also bin ich in der woche viel daheim abends. am wochenende bin ich viel unterwegs und heute war ich in ghoom, ein ort den man druchquert wenn man nach darjeeling kommt (ca.8 km entfernt). der beruhmte toytrain (uneso weltkulturerbe) hat dort ebenfalls einen bahnhof (darjeeling ist endstation), und dies ist der hochstgelegene in asien und der zweithochste der welt. ausserdem steht dort der alteste buddhistische tempel hier in der gegend. dort war dann auch gleich eine buddhistische beerdigung, die sehr spannend und beeindruckend war beizuwohenen. da ich mit einem kollegen von mir, der aus ghoom kommt, dort war, konnte ich gleich mal wieder etwas tiefer in die kultur abtauchen (tee bei dem onkel, essen bei der tante). zuruck sind wir gelaufen und ich konnte leider die berge heute nicht sehen (hat mich vom fotografieren aber nicht abgehalten, man hatte ne schone sicht auf darjeeling). das wetter ist jetzt schon deutlich besser, kaum noch wolken, viel sonne und wenig regen (,eist abends ganz kurz). allerdings ist es nachts jetzt schon ziemlich kalt.
Andre